▶ Fehler |
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Fehler sind Abweichungen von dem, was andere Menschen erwarten
(lateinisch error
'Umherschweifen, Irrfahrt, Irrgang' (n. Georges)). Das können
auch sprachliche Fehler sein, die - weil von Muttersprachlern nicht
zu erwarten - eher negativ bewertet werden; tatsächlich zeigt
alltägliche Rede,
mittlerweile auch Schreibe, gar nicht so selten Fehler auf verschiedenen
Ebenen. Schriftlich haben wir andere Erwartungen, weil wir schreibend mehr Planungszeit haben und die Norm strenger ist. Rechtschreibfehler kommen heute aber öfter vor - zumal jetzt in der Übergangszeit einer Rechtschreibreform, aber auch in Teilen der Presse, die eine Endkorrektur abgeschafft zu haben scheint. Manche Textformen, die nahe am Gespräch sind, wie der Chat haben offenbar großzügigere Standards. Beim Chat kommt es auf das Tempo des Tippens an. Auch Emails sind weniger sorgfältig verfasst als Briefe. Im Spracherwerb sind Fehler
normal. Sie werden manchmal in Kauf genommen, weil es auf die aktuelle
Verständigung ankommt, bei Nachdenken hätten sie möglicherweise vermieden
werden können. Das können Fehler sein, die man früher mal gemacht hat,
aber die inzwischen eigentlich überwunden waren: Rückfälle gibt es im
Erwerbsprozess schon einmal. Aber auch Fehler, die man in der Überzeugung
macht, dass alles richtig ist. Als faux amis / false friends / falsche Freunde bezeichnet
man den fehlerträchtigen Fall, dass ein Ausdruckspaar aus zwei Sprachen
sich formal sehr ähnelt, aber doch unterschiedlich verwendet wird
bzw. eine größere Bedeutungsdifferenz hat: Das sind Fälle
wie engl. become gegenüber
dt. bekommen oder engl. actually ('tatsächlich',
'wirklich', 'eigentlich') gegenüber dt. aktuell, span. presidio ('Gefängnis') gegenüber
dt. Präsidium.
Ein solcher Fehler kann vorliegen, wenn jemand mit englischer Erstsprache äußert Ich
finde dies einen sensiblen Vorschlag (engl. sensible 'vernünftig');
das gibt es entsprechend auch umgekehrt. Auffällige Fehler von fortgeschrittenen Zweit- oder Fremdsprachlern, die kommunikative Effekte haben können, nennt man auch Xenismen. Fehler mit Indikatorfunktion werden auch als Schibboleth bezeichnet. Versprecher sind unbeabsichtigte Fehler, die auf der Sprachverarbeitung beruhen. Beispielsweise kann ein späterer Silbenanfang, Silbenkern oder Auslaut, ein Artikulationsmerkmal vorweggenommen werden (Mistörium statt Mysterium - Lippenrundung; Tötsünden - Vokalharmonie/ vordere Vokale), es können Wörter vertauscht (Sie hat Auge im Sand), falsch gewählt werden etc. Sigmund Freuds "Fehlleistungen" bezogen sich auf tiefer liegende psychische Mechanismen, die jemanden etwas sagen lassen, was er eigentlich (gerade) nicht sagen wollte. Im Englischen wird manchmal subtil unterschieden zwischen dem Fehler, der systematisch, auf Basis der Kompetenz gemacht wird (error) und dem Fehler, der aus Flüchtigkeit, mangelnder Sorgfalt, Versehen passiert (mistake). Ein Rechenfehler auf der Rechnung wird wohl mistake sein, sonst wäre das ein größeres Problem und man könnte an Betrug denken. Literaturhinweise:
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Schreiben in der zweiten Sprache
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