Man spricht seit Ende der 90er Jahre von Menschen mit Migrationshintergrund,
wenn sie selbst oder ihre Eltern oder Großeltern aus einem anderen
Land, in dem die Familie gelebt hat, eingewandert sind. Damit wollte
die Erziehungswissenschaftlerin Ursula Neumann das Wort Ausländer vermieden,
mit dem im Alltag öfter nicht Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit,
wie es korrekt wäre, bezeichnet werden, sondern Menschen anderer
ethnischer Zugehörigkeit, von denen aber nicht wenige einen deutschen
Pass haben. Spricht man von Migranten, sollte es sich um Menschen
handeln, die selbst bzw. mit ihrer Familie eingewandert sind.
Die
Rede von einem Hintergrund soll diesen nicht besonders herausstellen,
sondern auf nur einen Aspekt der familiären Lebensgeschichte, der
mit anderer Sprache oder Kultur verbunden sein kann, hinweisen. Zugleich
benennt das Wort aber eben dieses biographische Merkmal, beinhaltet also
eine Retro-Orientierung. Hintergrund beinhaltet ein Wissen um Kontinuität,
etwas, das man nicht ablegen kann (wie einen Schatten). In der Verwendung
von Migrationshintergrund fällt auf, dass es selten in positiven
Kontexten vorkommt und für bestimmte Migrantengruppen nicht gebraucht
wird.
Man sollte dieses Wort aufgeben, nicht selbst benutzen, zumal nicht
in der Wissenschaft oder Schule - auch wenn solche Ratschläge
schwierig sind, denn die Sprachgemeinschaft entscheidet.
> C. Scarvaglieri/C.Zech (2013) "ganz normale Jugendliche, allerdings
meist mit Migrationshintergrund” Eine funktional-semantische Analyse
von “Migrationshintergrund”. In: Zeitschr. für angew.
Linguistik, 201-227
Erkennbar bleibt ein Migrationshintergrund manchmal an einem Merkmal
der Aussprache (→ Schibboleth).
Selbstbewusste junge Angehörige
der deutsch-türkischen Gruppe
haben sich zur DeuKischen Generation (e.V.) zusammengeschlossen:
"Der
Verein soll die ''Verknüpfung zwischen den beiden Kulturen'',
sei es in gesellschaftlicher oder politischer Hinsicht bilden, vermitteln
und darüber aufklären.
Der Hauptgedanke diesbezüglich ist, dass sich die dritte Generation
der damaligen Einwanderer mittlerweile von dem Rollenbild des Migranten
losgelöst hat und sich als ein fester Bestandteil der deutschen
Gesellschaft sieht. In Anbetracht der demographischen Situation Deutschlands
und einer stetig voranschreitenden Globalisierung der Welt ist es notwendig
die Ressourcen und das Potential im eigenen Land zu erkennen und frühzeitig
zu fördern.
Mit dieser Erkenntnis setzt die Arbeit der DeuKischen
Generation e.V. ein. Der Verein bezweckt es, der hiesigen Gesellschaft
die Generation der „DeuKen“ in all ihren Facetten vorzustellen,
um das Bild in der Öffentlichkeit zu korrigieren und die Überwindung
kultureller Missverständnisse zu aktivieren." (Ziele auf
der Homepage).
focus-migration
Studie "Nutzung
der Mehrsprachigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund – Berufsfelder
mit besonderem Potenzial" (Autor: Bernd Meyer)
Migrantinnen
und Migranten machen offenbar beinahe doppelt so häufig Benachteiligungserfahrungen
wie die Mehrheit. Das ergibt eine Untersuchung der Antidiskriminierungsstelle
des Bundes mit über 9200 Personen, in der Mehrzahl mit Migrationshintergrund.