Kleines ABC:  Migration & Mehrsprachigkeit

Ausländer

 

Ausländer bezeichnet Personen im Inland, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft (> Deutscher) haben. Der Begriff ist auf das Recht gestützt. Inländer ist ein problematisches Gegenwort, denn es bezeichnet schlicht die Bewohner eines Landes - wo immer sie herkommen mögen.

Diskriminierung durch Oppositionsbildung* (wir - ihr/die):
Das Konzept wird im Alltag oft in Abgrenzung gegenüber Deutschen gefasst, d.h. schließt Menschen ein, die deutsche Staatsbürger sind, ethnisch - oder gar äußerlich - aber als nicht zugehörig eingestuft werden. Auch deutsche Staatsangehörige werden ethnisch oft als Ausländer gewertet, oder es wird, um korrekter zu erscheinen, Deutsche mit Migrationshintergrund oder Deutsche türkischer Herkunft gesagt. Das Image erscheint manchmal (in Teilen der Medien) negativ, soweit es um Zuwanderer - vor allem um Flüchtlinge - geht (es gibt zu viele, zu viel Kriminalität unter ihnen, sie integrieren sich nicht, die Flutmetapher der Bedrohung wird angeführt).

Neutraler spricht man öfter von Menschen mit Migrationshintergrund. Das können Menschen mit oder ohne deutschen Pass sein, Flüchtlinge, Asylbewerber wie auch Migranten.

Ausländer in Deutschland 2006 (Quelle: Statist. Bundesamt)

Deutschländer“ ist ein aktueller Vorschlag von Seyran Ateș. Der Ausdruck ist eine Lehnübersetzung des türkischen Almanya-lı / Almancı ‚jemand, der aus Deutschland ist, aber ursprünglich aus der Türkei stammt‘. [Problem: Es gibt eine gleichnamige Bockwurst („Vom Würstchen das Beste“).]
Positiv ist, dass die Personengruppe der Eingebürgerten als deutsch bezeichnet wird. Allerdings ist das Grundwort (-länder) raumbezogen, so dass das Konzept eigentlich alle hier Lebenden umfassen müsste.

Die türkische Bezeichnung für 'Ausländer' und 'Fremder' ist yabancı.

* Das Verfahren der Oppositionsbildung bedient sich eines Zeigworts wie wir um eine Wir-Gruppe im Gebrauch des Ausdrucks zu konstituieren. Die Zugehörigkeit ist oft unscharf gefasst, eher wird verdeutlicht, wer nicht dazugehört (ihr oder die). Also: flexibles Wir (Deutsche, Bewohner dieses Stadtteils, Borussenfans ... ) gegenüber der jeweils anderen Gruppe.
Ein historisches Beispiel aus der NS-Zeit ist die Gruppenbildung wir Deutsche - die Juden, die ein rassistisches Abgrenzungskriterium (jenseits der Religions- und Traditionszugehörigkeit) ins Spiel brachte und die Tatsache, dass die andere Gruppe deutsche Staatsangehörigkeit hatte, ausblendete.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

       

Quelle: Berlin Institut (2009) Ungenutzte Potenziale, 22

 

Mikrozensus  2010

Migrationshintergrund 19,3%
Ausländer (juristisch) 8,8%
Großstädte: 46% Kinder aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte

Mikrozensus 2011

Großstädte: 46% Kinder aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte,
auf dem Lande: 13%