Kleines ABC: Migration & Mehrsprachigkeit |
|
▶ Identität |
|
Identität ist ein schwieriges Wort, der
Begriff dahinter schwer zu fassen. Sicher gibt es viele verschiedene
Verständnisse davon.
Zugang zur Identität finden wir über und durch Sprache (vgl. auch Krappmann 2005) - Sprachformen als Ausdruck von Identitäten zu sehen, ist aber nicht einfach (s.u.). Wir sprechen von einem Individuum, wenn jemand über bestimmte Zeiten und Räume hinweg derselbe bleibt - bei allen molekularen Veränderungen, geistigen Entwicklungen etc. Diese Kontinuität kann Menschen in der Form bewusst sein, das sie sich im Kern dessen, was sie von sich annehmen, wie sie sich wahrgenommen sehen, was sie glauben und wünschen ... als mit sich identisch betrachten und dieses Bewusstsein personaler Identität auch ausdrücken können. Solcher Ausdruck können beispielsweise autobiographische Erzählungen sein, in denen sich Kontinuitäten der Selbstwahrnehmung, der Bewertung der Mitwelt zeigen. Für das Individuum gilt es, eine stabile, eigenen Wertmaßstäben gerecht werdende Balance zu halten. Die Balance kann durch selbstbezogene Prädikationen interaktiv gewahrt werden (Krise, Krankheit etc.). Dauerhafte Störungen gefährden die Stabilität. Das Bewusstsein der eigenen Identität (Reflexivität) basiert auf Reihen von Erfahrungen und mentalen Verarbeitungen von verketteten Ereignissen, die zu Veränderungen geführt haben. Reflexiv können die in den Konstellationen präsenten Interaktionspartner aufgenommen, ihre Perspektive auf das Ich (partiell) integriert werden. Als „generalized other“ (Mead) geht ein Bündel von sozialen Erwartungen in das „Me“ (Mead) ein (Für Mead bestimmt das Me das "I"). Entwicklungspsychologisch - also von einem externen Standpunkt aus - gesehen durchläuft das Individuum über Krisen eine Entwicklung hin zu einem Stadium, in dem oder ab dem es sich mit sich identisch fühlt, d. h. das Selbst als einmaliges Individuum mit einer spezifischen Geschichte betrachtet, durch die es Teil einer Gruppe geworden ist. Eine solche Balance kann n. Erickson nicht vor der Adoleszenz erreicht werden. Persönliche Identität (bei G. "self") sieht
der Soziologe Goffman darin gegeben, dass der Einzelne von allen Anderen
unterschieden werden kann. Konstitutiv für die persönliche
Identität seien
Der Philosoph Searle stellt fest, dass ein Individuum „Bewusstsein hat als auch Wahrnehmung, dazu Vernunft sowie die Fähigkeit, Wahrnehmungen und Gründe so zu organisieren, dass willentliche Handlungen unter der Voraussetzung von Freiheit durchgeführt werden“ (Searle 2006:306). Das bedeutet: Persönliche Identität kommt nur Menschen zu. Sprachlich ist uns Identität für unseren interaktiven Zugang zu Gruppenmitgliedern so wichtig, dass wir universell die Ausdrucksklasse der Eigennamen dafür ausgebildet haben. Sie bezeichnen symbolisch für eine Gruppe / innerhalb einer Gruppe ein Individuum und markieren seine soziale Identität, an die sich bestimmte unverwechselbare Bündel von Eigenschaften heften. Namen repräsentieren genuin Fremd-Identität. Eigen-Identität repräsentiert die Sprecherdeixis ich.
Dieses Zeigwort nutzt der Sprecher, um den Hörer auf die eigene
Person als Nahbereich zu orientieren. Mit selbst wird die Erwartung,
dass jemand anders für eine Handlung verantwortlich oder von einem
Vorgang betroffen sein könnte, aufgehoben: Die Identität des Anderen bestimmt sein Selbstverständnis und muss besonders respektiert werden. In einer mehrkulturellen Gesellschaft spielt das Verstehen unterschiedlicher Lebensformen eine zentrale Rolle. Der Zugang zum Anderen führt über seine Person, seine (ernst zu nehmenden) Erfahrungen, seine Sprache, seine Geschichten. Vereinnahmung, immer schon wissen, was der Andere denkt und welchen Prinzipien er folgt, Streben nach Assimilation und Ununterscheidbarkeit sind friedlichem Miteinander nicht förderlich. Vor allem aber darf niemand die Identität des Anderen allein an einem Merkmal festmachen, etwa an der Hautfarbe, der Herkunft eines Elternteils, der Religionszugehörigkeit oderan was auch immer. Dies führt in den Rassismus. Literatur Eine der vielen literarischen Auseinandersetzungen mit der Identitätsproblematkik
ist der Roman "Stiller" von Max Frisch. |
|