▶ Ethnie,
Ethnozentrismus, Ethnopluralismus, Ethnophaulismen |
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Ethnie (aus dem Griechischen: éthnos 'Volk,
Volksgruppe, Menschengruppe') gehört wie Nation zu
den schweren Wörtern. Das Konzept
'Volk', vor allem auch 'völkisch' ist
hierzulande nationalsozialistisch aufgeladen als Gemeinschaft der Abstammung,
als 'Schicksalsgemeinschaft'. Somit spricht man zumindest wissenschaftlich
nicht mehr vom Volk. Die Ethnie sollte gegenüber dem durch
die moderne Genetik unhaltbar gewordenen Rassekonzept einerseits, der
juristisch definierten Staatsbürgerschaft
andererseits eine Kategorisierung einer Gemeinschaft liefern (Deutsche,
Albaner, Chinesen ...) und eine andere Dimension ins Spiel bringen:
die einer durch geteilte Kultur und Geschichte, oft auch Sprache und
Land verbundenen Gruppe, die sich gegen andere abgrenzt. In
önnen verschiedene Ethnien leben. Grundsätzlich besteht also für den Ausdruck Ethnie bzw. den Begriff weiter großer Klärungsbedarf . "Ethnozentrismus" (Sumner) meint die schwer vermeidbare, durch die Binnenperspektive erzeugte, oft verzerrende, wertende Sicht auf andere ethnische Gruppen. Ein radikaler "kultureller Relativismus", eine immer wieder einzunehmende kritische Perspektive, ein durchgreifendes Toleranzprinzip werden als Gegenmittel empfohlen. Die Ethnologie bzw. (in Deutschland traditionell:) Völkerkunde als Disziplin beschreibt Kultur, Sitten und Gebräuche, Sprachformen etc., die eine ethnische Gruppe ausmachen. In den USA spricht man öfter auch von Anthropology, die insbes. die Cultural Anthropology einschließt. Die Rede vom Ethnopluralismus könnte neutral sein, aber sie findet sich bei den Neuen Rechten seit den 70er Jahren, wohl zuerst bei H. Eichberg, angelehnt an Konzepte der französischen Rechten. Gemessen an der wörtlichen Bedeutung handelt es sich um eine semantische Konversion, die die ursprüngliche Neutralität weiter vorspiegelt. Es verbindet sich mit der Bindung an ein Territorium (im Nationalsozialismus: "Blut und Boden"). Bekämpft wird ein Nebeneinander in sich homogener, von eineinander strikt abgegrenzter Ethnien / Kulturen, die in einem Land / an einem Ort zeitgleich existieren. Ersetzt wird damit die heute kaum offen vertretbare Rede von einer Trennung oder Vermeidung einer "Vermischung" von Angehörigen verschiedener "Rassen". Bekämpft wird nicht nur jede Form von Multikulturalismus oder Transkulturalismus/- nationalismus, abgelehnt wird jede Art der Migration in ethno-kulturell andere Regionen. Die genuine Wortbedeutung allerdings ist 'Vielfalt der Völker'. Das Konzept lebt auch davon, dass der Begriff der Ethnie schillernd verwendet wird. Ethnophaulismen (griech. phaúlos 'gering,
'minderwertig, 'ungebildet', 'dem Pöbel zugehörig')
sind abwertende Fremd-Bezeichnungen für
eine Gruppe, etwa wenn (Nord-) Deutsche in Österreich als Piefke oder
in Bayern als Saupreißn bezeichnet werden, im englischen
Sprachraum werden Deutsche negativ als Krauts oder huns, in
den Niederlanden als Moffen bezeichnet;
Polen werden in Deutschland als Polacken beschimpft, Italiener
als Itaker oder Spagettifresser, Roma
und Sinti als Zigeuner (spanisch und portugies. cingaro,
französ. Zigane, türk. çingene), (englischsprachige)
Ausländer in Lateinamerika als Gringos. Eine Liste findet
sich in Wikipedia.
Es handelt sich um Manifestationen von Vorurteilen, die oft als Teil
ideologischen Wissens zu rekonstruieren sind.
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