Zum Zeichen

W.v.Humboldt bekämpft (wie Herder) die in seiner Zeit verbreitete Vorstellung, Sprachen seien Mengen konventioneller, arbiträrer Zeichen. "Das Bezeichnete [hat] ein von seinem Zeichen unabhängiges Daseyn." (Werke V,428 (vergl. Sprachstudium)) Hingegen bei der Sprache erhält "der Begriff aber erst seine Vollendung durch das Wort." Beide sind gerade nicht trennbar, obwohl man sie unterscheiden kann. Im Wort vereinen sich synthetisch "Artikulation" (lautliche Segmente) und "Reflexion" als Inhalt, Sprache ist das "bildende Organ des Gedankens."

Für de Saussure (1916) ist gerade die Verbindung des Lautbilds mit der Vorstellung, aus der heraus das Zeichen seinen Wert (valeur) im System gewinnt, arbiträr. Deshalb auch sei der signifiant beliebig deutbar, der signifiant vom signifié abzuspalten und als Form linguistisch zu analysieren. Das Arbitraritätsprinzip lässt der Diachrnie das Spektrum der Möglichkeiten, Es schafft allererst den Gegenstand der Sprachwissenschaft. Als mentale Einheit wird das Zeichen Objekt der Psychologie und die Linguistik entzieht sich der Herkunftsdisziplin Philologie, die Schrift (écriture) ist nurmehr Manifestation der langue. Der Wert der Einheit ergibt sich aus der Differenz im System, aus dem, was sie nicht ist. Vorangetrieben wird die Entwicklung durch Analogien (vgl. auch H. Paul) sinken:gesunken - winken:x, x=gewunken).

In der Prager Schule eines funktionalen Strukturalismus ergibt sich die Einheit des Phomens oder Morphems von ihrer Funktion her, also bedeutungsunterscheidende oder bedeutungstragende Kraft zu haben. Das Zeichen ist funktionskonstituiert.

Hier nun setzt Bühler (1934) an, indem er das Zeichen in den Schnittpunkt der Dreifaltigkeit des Organmodells positioniert und die Divergenzmöglichkeiten von Schall= Zeichenträger und Zeichenhaftigkeit mit einschließt (apperzeptive Ergänzung, abstraktive Relevanz).

Die Semiotik ist ihm da nicht gefolgt, sie hat versucht, die Zeichentheorie zur Grundlagentheorie der Wissenschaften zu machen. So Morris (1934). In der Semiose - dem Zeichenprozess - findet eine Vermittlung statt, durch die jemand durch ein Drittes von etwas erfährt, ohne wirkende Kausalität. Ein Interpret nimmt etwas zur Kenntnis auf der Handlungsdimension, das ist die Pragmatik des Zeichens. Jedes Zeichen bezeichnet etwas, ein Designat, das ist die Semantik des Zeichens. Es ist nicht erforderlich, dass etwas Reales denotiert wird. Die Zeichen verbinden sich mit anderen Zeichen, das ist die syntaktische Dimension.

Für Eco (1973/1977) schließlich ist Zeichen "jede Minimaleinheit ... die eine Bedeutung zu haben scheint." (35) Wie schon bei Peirce wird auch Nicht-Intentionales, interpretativ Konstituiertes eingeschlossen ebenso wie das bloße Anzeichen oder das tierische Signal.

Hjelmslev (1943) greift auf de Saussure zurück und unterscheidet

Inhalt Substanz alles, was denkbar und Sagbar ist
Form

alles sprachlich Bezeichnete

 

Ausdruck Form alles Signifikante (Phoneme...)
Substanz

alles an möglichen Trägern (Laute/Phone)

 


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