Allgemeines
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> Mohammed
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Der Koran
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5 Säulen des Islam
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Recht
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Toleranz
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Christentum
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Islamophobie, Islamkritik
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Literatur
> Islamkundeunterricht
> Kopfbedeckungen, Schleier
In Deutschland
leben etwa 4 Millionen Muslime, 45% haben die deutsche Staatsangehörigkeit,
36% sehen sich als "streng
religiös", 70% der Musliminnen tragen kein Kopftuch (Bundesamt
für
Migration 2009). Insgesamt hat die Religiosität unter Migrationsbedingungen
zugenommen, auch wenn der Islamin Deutschland kaum handlungsfähige
gesellschaftliche oder gar politische Strukturen entwickelt hat. Diese
Religiosität verbindet sich aber mit einer plralistischen Einstellung.
Nach dem "Religionsmonitor" der Bertelsmann-Stiftung sind 86%
für
eine ogfene, plurale Einstellung gegenüber anderen Religionen, lehnen
65% eine islamische Partei ab. Nur 16% sehen sich politisch durch ihren
Glauben geprägt. Nur für 6% ist Gewalt diskutabel, etwa 10%
haben keine demokratische Einstellung (Bertelsmann-Stiftung
2008). Der immer wieder - öffentlich
wie privat - befürchtete gewalttätige radikale Islam ist in
Deutschland keine Realität.
Der
Islam ist die zweitgrößte
Religionsgemeinschaft. Islam bedeutet
im Koran 'Hingabe an Gott', und das ist es, was den Muslim auszeichnet.
Weltweit wird die Zahl der Muslime auf etwa 1,1 Mrd. geschätzt.
Etwa 4 Millionen Muslime leben in Deutschland.
Die Grundsätze
der Weltreligion Islam ermöglichen ein ebenso friedliches und tolerantes
gesellschaftliches Miteinander wie die Prinzipien des Christentums. Vorurteile,
Islamophobie haben sich aber - insbesondere seit September 2001 - ausgebreitet
und wurden politisch zu selten entschieden bekämpft. Die Diskussion
um den Beitritt der EU wird manchmal als Frage eines Beitritts einer
morgenländisch-muslimischen zur christlich-abendländischen
Wertegemeinschaft behandelt und bewegt sich damit auf irrationalen Gleisen,
zumal alles andere als klar ist, welche christlichen Werte derzeit in
Europa geteilt werden und wie sie ggf. die europäische Politik bestimmen.
Hängt man der guten alten Aufklärung an, die ja gerade in Europa
eine Säkularisierung gebracht hat, muss man die Problematik argumentativ
angehen und sicher stellen, dass die betreffenden religiösen Systeme
hinreichend bekannt sind und verstanden werden, dann müssen Toleranz
und Wahrung der Menschenrechte Aller ins Zentrum gerückt werden
und schließlich die Forderung nach gleichen Rechten. Dies ist nicht
damit zu erledigen, dass in einigen islamischen Staaten u.a. gegenüber
Christen keine Toleranz herrscht, das kennen wir schließlich auch
aus christlich geprägten Gesellschaften, vor allem aber rechtfertigt
es keine Diskriminierung in einem anderen Land.
Der Koran
Der Islam ist
eine strikt monotheistische (auch gegenüber
christlicher Dreifaltigkeits-/ Trinitätslehre) Buchreligion, die
sich auf den Koran stützt (arab. qur'ān; Verb: qara'a 'lesen
und vorlesen'; der Koran ist auch resultativ als die 'Lesung', das Rezitierte'
zu verstehen). Der Koran ist Buch Gottes (kitāb
Allāh), das als mündlicher, auswendig gelernter Text weitergegeben
und gelesen wird, im mündlichen Vortrag seine Schönheit und Poesie zeigt
und damit auch ästhetisch auf Allāh verweist (Kermani 2007).
Der Koran wurde nach islamischer Auffassung Mohammed unmittelbar
und wörtlich von Gott / Allāh (< al-ilāh 'der-Gott',
Gattungsname + Eigenname) geoffenbart. Er ist damit Urkunde göttlicher
Botschaft, unhinterfragbare Entscheidungs-Autorität in rechtlichen
Fragen der Gemeinde. Er repräsentiert naturgemäß ein älteres
Arabisch, das aber auch gegenwärtig denen verständlich ist,
die mit diesem Werk zu leben, es zu deuten gewohnt sind. Gleichwohl gibt
es erhebliche Interpretationsprobleme, denen eine reiche Kommentarliteratur,
aber auch grammatische Literatur, zu begegnen sucht. Denn seine Geltung
hat der Koran für Muslime allein
in der arabischen Originalfassung (anders ist es mit Übersetzungen
der Bibel im Christentum). Die poetische Schönheit ist mit Metaphern,
Metonymien, Anspielungen, aber auch mit dem Reimprinzip (im Deutschen nachgebildet
durch Friedrich Rückert), zu erklären. Der Rhythmus ist unregelmäßig.
(Näheres zur Form: Bobzin 2004). Der Korean ist nicht zur linearen
Lektüre, sondern zum Vortrag gedacht. Die Abfolge der Suren ist eher
willkürlich (nach der Länge), die älteste scheint nach Neuwirth
Sure 93. Die Schrift will als ganze gedeutet sein. (Neuansätze zur Exegese:
Neuwirth 2010, 2011 [hoch interessante Deutung aus Sicht der Gemeinde und
ihrer frühen Verkündigung und der Spätantike als
zugleich europäischer Text]; Pohlmann 2012)
Gott/ Allāh ist ein einziger, er schuf
die Welt - sieben Erden, sieben Himmel - in sechs Tagen und erschafft
weiter alles, was ist. Adam wurde aus Erde geformt und Gott
hauchte ihm den Atem des Lebens ein. Die
Schöpfung
mit dem Menschen an der Spitze ist ein Wunderwerk Gottes. Gott schuf
auch Engel (malā'ika)
und böse Dämonen (shāytane), die Menschen zum
Bösen verführen können sowie Geister
der Erde (djin)
aus Feuer. Es wird ein Jüngstes Gericht erwartet, an dem Gott gemäß dem
Buch der Taten, nach ihrer Abwägung richtet, dazu kommen die Menschen
aus den Gräbern. Und die
Bösen, die Teufel
kommen in die Hölle, die Guten ins Paradies.
Der Urvater des Islam
als monotheistischer Religion ist Abraham, auf ihn folgte nach
Noah, Mose, Ismael u.a als Prophet (nabi) und Gesandter Gottes (rasūl)
Jesus, der Sohn Marias (Isā ibn Maryam), der von der Jungfrau
geboren wurde, nicht Gott sein wollte, nicht die Sünden
der Menschheit auf sich nahm, nicht am Kreuz starb (ein "ähnlicher"
sei getötet worden sagt Sure 4,157),
sondern am Ende von Gott zu sich erhoben wurde.
Mohammed (arab.
Muhammād) (*570 in Mekka; gest. 632 in Medina)
Der letzte und
entscheidende Prophet ist Mohammed. Er wurde der Verkünder
des Islam, nachdem er im Alter von 40 Jahren, als erfolgreicher und erfahrener
Kaufmann tiefe, erschütternde Visionen hatte, die
ihn zum Propheten in einer ungläubigen bzw. polytheistischen Umwelt
(Mekka) machten. Er warnte vor dem Zorn Gottes
un verkündet den Glauben an den einen, einzigen Gott. In Mekka hörte
man nicht auf ihn, verfolgte später ihn und seine Anhänger,
die schließlich nach Medina gingen. Hier waren sie erfolgreicher
und setzten sich später in Kämpfen gegen die Mekkaner durch,
deren Heiligtum von heidnischen Göttern befreit wurde und als Orientierungszentrum
der Muslime Jerusalem ablöste. Es folgten Kämpfen
mit jüdischen und christlichen Gruppen in Medina. 632 - in seinem
Todesjahr - unternahm Mohammed die erste Wallfahrt nach Mekka.
Ibn Tulun Moschee Kairo (876-879)
Charakteristika
des Islam
Die
5 Säulen
des Islam
I. Das Glaubensbekenntnis (Es
gibt keinen Gott außer Gott, Mohammed ist sein Prophet...)
II. Das Gebet, und
zwar das rituelle, das man - so man gesund, nicht auf Reisen, rituell
rein, gen Mekka gewendet ist - fünfmal täglich betet
(salāt), und das persönliche Gebet (du'āt').
III. Die
Pilgerfahrt nach Mekka (hādsch),
einmal im Leben in dem vorgeschriebenen Monat (falls wirtschaftlich
möglich), sie führt zum Heiligtum Kaaba(> Bilder)
im Innenhof der großen Moschee in Mekka, die siebenmal
gegen den Uhrzeigersinn umrundet wird
IV. Das Fasten im
Ramadan (Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang
im 9.
Monat des islam. Jahres, die 1. Mahlzeit am Abend ist meist ein
gemeinschaftl. Ereignis). Es gilt für
Erwachsene (nicht für
Alte und Kranke).
Das Fest des Fastenbrechens (Id al-Fitr) - auch: Zuckerfest (Şeker
Bayramı) - feiern Muslime in den ersten drei Tagen des
Folgemonats . Es ist eines der beiden Hauptfeste des Islam.
V. Die Abgabe an die Gemeinde (zakāt),
eine Art Steuer, sie wird u.a. für die Armen der Geminde, für
wohltätige Zwecke verwendet.
|
Zur islamischen Gemeinschaft (umma) gehört
das islamische Recht (scharīa), in dem sich Gottes Ordnung
für seinen "Gehilfen", den Menschen, zeigt (detallierter
Gesamtüberblick:
Rohe 2009).
Der zur Verantwortung Fähige
ist Pflichten und Rechten gegenüber Gott und
den Mitgeschöpfen unterworfen,
die Mohammed geoffenbart wurden und bis zum Jüngsten Gericht gelten.
An ihnen bewährt
sich der Mensch und wird entsprechend im Diesseits und im Jenseits Lohn
oder Strafe erhalten. Religiöses und weltliches Recht sind nicht geschieden,
was in modernen Gesellschaften zum Konflikt führt. Neben den Pflichten
wie Fasten gibt es löbliche und erlaubte Handlungen, dann auch zahlreiche
Verbote, die z.T. noch an altarabische Verhältnisse erinnern.
Zum einen haben Frauen gleichen Anspruch wie Männer (Sure 2,228),
zum anderen ist der Mann durch seine Pflichten und Verantwortlichkeiten übergeordnet
und darf u.a. auch eine Nicht-Muslima heiraten, was umgekehrt nicht statthaft
ist, weil Glaubensabfall (Apostasie) - ein schlimmes Vergehen - droht.
Der Koran bezeichnet als Strafe für den Abfall vom Glauben Gottes Zorn
und Höllenqualen; islamische Rechtsgelehrte wenden aber auch Stellen
gegen die "Heuchler" an, die man fangen und töten solle. Von
Mohammed ist der Ausspruch überliefert: »Wer seine Religion wechselt, den
tötet!«. Der Abfall muss eindeutig bezeugt sein (Taten gegen die Religion,
den Koran verächtlich machen etc.).
Gebetsnische (Mihrab), Kanzel (Minbar)
Die Große Moschee (Ulu Cami) stammt aus dem 15.
Jahrhundert.
Neben der besonderen Brunnenanlage, die zum rituellen Waschen
vor dem Beten dient, sind die vielen Handschriften / Kalligraphien
an den Wänden bemerkenswert. Handschriften wurden
wegen
des Bilderverbots zu eigenen ästhetischen Formen
(Kunst und Gottesverehrung).
Der Islam hat die Position der Frau
stark verbessert, aber die Gleichheit ist noch nicht in den koranischen
interpretationsgemeinschaft und im Alltag durchgesetzt. Die ursprünglich
oft drastischen Strafen, etwa bei Diebstahl, sind Gegenstandvon Interpretationsdiskussionen
und in vielen Gesellschaften den Mildegeboten des Koran entsprechend
neuzeitlichen Standards angenähert
worden.
Es besteht ein allgemeines Tötungsverbot.
Besonders strikt formuliert ist es gegenüber anderen Gläubigen:
17,33 "Und tötet niemand,
den () zu töten Gott verboten hat, außer wenn ihr dazu berechtigt
seid! Wenn
einer zu Unrecht getötet wird, gegben wir seinem nächsten Verwandten
Vollmacht (zur Rache).
4,
92 Kein
Gläubiger darf einen (anderen) Gläubigen töten, es sei denn (er tötet
ihn) aus Versehen...
94 Ihr Gläubigen! Wenn ihr um Gottes willen (auf einem Kriegszug) unterwegs
seid, dann passt genau auf und sagt nicht zu einem, der euch den Heilsgruß
entboten hat: 'Du bist kein Gläubiger', wobei ihr (unter dem Vorwand einen
Ungläubigen vor euch zu haben und ihn bekämpfen zu müssen) den Glücksgütern
des diesseitreigen Lebens nachgeht." (Koran, dt. Paret (2004:
69f.))
Viele Bestimmungen haben ihren Sitz im Leben in den kriegerischen Auseinandersetzungen
der Frühzeit (→ Dschihad), Es wird ein Unterschied
zwischen Gläubigen und Ungläubigen gemacht, der sich etwa beim geforderten
Ausgleich nach einer Tat im Talionsrecht niederschlägt (Rohe 2011: 39).
Das Talionsrecht sucht nach gerechtem Ausgleich und soll maßlose Rache
verhindern. Der Verletzte kann auf die Vergeltung verzichten und eine
Entschädigung fordern.
Das islamische Recht hat (wie das frühe Christentum)
ein Zins- und sogar ein Spekulationsverbot.
Das islamische Recht ist stark bestimmt durch die Übertragung
von Fällen (ausgehend von Lösungen Mohammeds oder seiner Gefährten
und Nachfolger) auf neue durch Analogieschluss (quiyās);
Ähnliche Sachverhalte müssen in ihren Eigenschaften gleich sein.
Zu den Analogieschlüssen
gehörte
n. A-Jabri 2009 im Osten, etwa auch in der Schia, eine gnostische
Form die mystisch vom Sichtbaren auf das Unsichtbare, rein Geistige schließt
und von ihm als problematisch gesehen wird. In
nordafrikanisch-spanischen Islam-Traditionen (etwa bei den Mauren) zeigte
sich besonders stark der Einfluss aristotelischer Logik, in der Analogieschlüsse
rationaler Art (Al-Jabri
2009). Analogieschlüsse
werden als nicht zwingende in westlichen Rechtstraditionen eher
kritisch beurteilt; auch der islamische Jurist Muhammad ibn Idris al-Shafi'i
(767-820) plädierte für eine methodisch präzisere
Anwendung (vgl. Khoury/ Hagemann/ Heine 2006: 3,674).
"Die Analogie führt dadurch zur Feststellung
der anzuwendenden Rechtsnorm, daß sie in den Grundlagen des
Gesetzes Vorschriften oder Entscheidungen ausfindig macht, die
eine Ähnlichkeit
mit dem vorliegenden Fall aufweisen und dadurch ihre Anwendbarkeit
im vorliegenden Fall rechtfertigen. Die als Berechtigung der Analogie
geltende Ähnlichkeit
liegt im allgemeinen in der Begründung der früher getroffenen
Entscheidung. So verbietet der Koran den Weingenuß wegen
seiner berauschenden Wirkung. In Analogie damit verbietet das islamische
Gesetz jede Sorte von alkoholischen Getränken, denn diese
sind, wie der Wein, berauschende Getränke."
(Khoury/Hagemann/Heine 2006: 3,639)
Interessant sind auch die Ausführungen von Al-Jabri
2009 zur Rolle der Tradition und zur Textauslegung, der in gewisser Hinsicht
an die Tradition von Averroes anknüpft.
Die Richtung der Schiiten, zu der ca. 20% der
Muslime (bes. Iran, Irak, Aserbaidschan) gehört, sieht die entscheidende
Rechtsquelle in einem der Nachfahren 'Alīs - der Schwiegersohn und
Vetter Mohammeds wird als Erster Imam betrachtet - aus der Ehe mit Mohammeds
Tochter Fātima. Die Sunniten, die größte Richtung
des Islam, hatten ein Kalifat, keine Imame, als Leitung. Sie orientieren
sich an der Sunna ('Herkunft, Brauch, Sitte'), in der sich Leben,
Aussprüche und Lehren Mohammeds finden.
Der Islam hat auch eine mystische Tradition, die von den Sufis verkörpert
wird. Die Ordensbrüder waren die Derwische. Die Mystiker
propagieren die Liebe zwischen Gott und den Menschen, Armut und Askese.
Jesus wird als Prophet der Liebe verehrt. Zur Mystik vgl. Schimmel 2009.
Der Dschihād / ğihād ('Kampf,
gezielter Einsatz, Engagement')
ist mit "Heiliger Krieg" schräg übersetzt. Er
bezog sich zunächst auf Kampf zur Verteidigung
der Muslime und muslimischer Länder, auch auf Erweiterung des Territoriums,
und dann auch auf gezieltes Engagement, Eifer für die rechte Sache.
Der Koran enthält Passagen, die - wenn man sie nicht historisch
("Sitz im Leben") deutet, was man tun muss - auf einen Krieg
gegen Ungläubige
einzustellen vermögen, der ein Mittel sein soll, dem Unglauben zu
widerstehen, den Polytheismus zu bekämpfen, den rechten Glauben
anzubahnen, nicht vom Glauben abzufallen. Gekämpft
wird für den Glauben, die Einheit der Muslime, für das eigene
Leben. Einige Texte gehen auf die Zeit der frühen Kämpfe zwischen
Muslimen und Mekkanern im 7. Jahrhundert zurück.
4,67: "Diejenigen, die glauben,
kämpfen auf
dem Weg Gottes. Und diejenigen, die ungläubig sind, kämpfen
auf dem Weg der Götzen. So kämpft gegen die Freunde des Satans." (Koran,,
dt. Khoury (2006:324))
Verträge sollen gelten und in Kommentaren wird gefordert,
Friendensangebote anzunehmen, Frauen, Kinder, Alte nicht zu bekämpfen,
also auf dem Weg Gottes zu kämpfen (2,190). Auch der Dschihād oder
die Verheißung des Paradieses für Märtyrer (überlieferte
Sprüche des Propheten)
gehen auf konkrete geschichtliche Konstellationen zurück und sind
nicht einfach auf politisches bzw. staatliches Handeln übertragbar
(Islamismus). Solche Übertragungen finden sich, wo der Islam als
Politische Religion gilt, Unterdrückung erfahren und in
religiösen Denkvorstellungen
bekämpft werden soll. Es bedarf dann kritischer Diskussion,
es bedarf einer Fortsetzung der Diskussion aufklärerischer Positionen
- die es im Islam auch immer gab - mit dem Akzent auf Menschenwürde,
Toleranz, Gleichheit etc., die es in der Konfrontation (wie in der Bush-Ära)
natürlich
schwer hat. Auf Selbstmord(attentate) beziehbar ist:
4,29: "Oh ihr, die ihr
glaubt! Verzehrt nicht euer Vermögen untereinander in unrechtmäßiger
Weise, es sei denn, ihr treibt Handel im Einvernehmen unter euch!
Und tötet euch nicht selbst! Siehe, Gott ist euch gegenüber voll
Erbarmen." (Koran dt. Bobzin)
Wer
historisch gerecht sein will, muss auch die kriegerischen Verfehlungen
- insbesondere die Kreuzzüge
- von Christen im Blick behalten, die keineswegs der Botschaft des Neuen
Testaments entsprachen. Buchreligionen erlauben sich öfter freie Deutungen
ihrer heiligen Texte. Der Koran zeigt milde Gesinnung gerade gegenüber
den anderen "Buchbesitzern",
die sich auf Thora oder Bibel stützen.
Wenig bekannt ist die Friedenslehre des Koran gegenüber Feinden:
"8,61: Und wenn sie sich dem Frieden
zuneigen, dann neige auch du dich ihm zu und vertrau auf Gott.
4,90: Wenn sie sich von euch fern
halten und nicht gegen euch kämpfen und euch Frieden anbieten, dann
erlaubt euch Gott nicht, gegen sie vorzugehen." (Koran,
dt. Paret (2004: 324))
Das heute noch nicht unproblematische Verhältnis
Islam-moderner Verfassungsstaat beleuchtet Wick 2009. Eine umfassende
Darstellung des islamischen Rechts gibt Rode 2011.
Christentum aus islamischer Sicht
Es gibt viele Gemeinsamkeiten und Bezüge,
Abraham ist im Islam der Prophet, der für den Monotheismus,
gegen die Vielgötterei der Umwelt steht, zu nennen sind als Propheten
Noah und auch Jesus ('İsā),
der die jüdische Thora als heiliges Buch anerkannte wie der Koran
das Neue Testament. Jesus starb allerdings nicht am Kreuz. Nach Jesus
ist Mohammed der letzte, entscheidende Prophet, der auf den Glauben
des Abraham zurückgeht. Dazu lesenswert: Kermani 2015.
Islamophobie -
Islamkritik
scheint heute leider viele Darstellungen der Medien (inkl. sonst seriöse
Zeitungen) zu
leiten, illustriert durch Bilder bärtiger Männer und stark
verschleierter Frauen. Sie sollen symbolisieren, dass der Islam nicht
in der Neuzeit angekommen ist, archaischen Regeln folgt, noch Blutrache und
kriegerischen Dschihād kennt etc. Wenige Einzeltäter, deren
Zugehörigkeit
zum islamischen Kulturkreis als besonderes Merkmal hervorgehoben wird
(nennen wir bei Verbrechen hierzulande Täter als Angehörige
christlicher Kultur?), dürfen den Blick auf eine der großen
Weltreligionen nicht verstellen, deren überwältigende
Mehrheit friedlich lebt, die an den modernen Wissenschaften erheblichen
Anteil hat, denken wir an wichtige Beobachtungen in der Astronomie,
die Entdeckung des
Algorithmus, die Begründung
der Trigonometrie, die Erkenntnisse in der Optik, die Meisterhaftes
in Dichtung, Musik, Architektur hervorgebracht hat. Dafür mag
eine Persönlichkeit wie Umar Khayyām aus Samarkand (Mittelasien)
(1048-1123) stehen, der Astronom, Mathematiker, Philosoph und Dichter
war. Oder der bedeutende Mediziner, Philosoph, Theologe, Astronom Avicenna
(Ibn
Sinā) (980-1037). Er bevorzugte in der Medizin induktive
Schlüsse und erforschte die Psychosomatik,
erweiterte den Syllogismus des Aristoteles um Quantoren wie manchmal,
gehört zu den Begründern eines aristotelischen utopischen
Materialismus, dem zufolge in der Materie die Möglichkeiten enthalten
sind und kreativ herausdrängen: Materie und Mensch sind noch im
Werden.
Kriegerischer Islamismus, Selbstmordattentate, Todesdrohungen gegen Abtrünnige
widersprechen den islamischen Grundprinzipien.
Öfter spielt in Islamdiskussionen die Taqīya (arab.
,Furcht, Vorsicht‘) eine Rolle, derzufolge man seine
Glaubensidentität verleugnen dürfe, wenn es taktisch geboten
sei. Daraus wird abgeleitet, Muslime würden sich generell taktisch
verstellen. Tatsächlich bezeichnet
Taqiya im Islam die Möglichkeit in einer Gefahrensituation
(Lebensgefahr, äußerster
Zwang) den eigenen Glauben nicht zu offenbarenn und dann auch den religiösen
Pflichten zeitweise nicht nachzukommen.
16, 196: "Diejenigen, die an Gott nicht glauben,
nachdem sie gläubig waren – außer wenn einer (äußerlich zum Unglauben)
gezwungen wird, während sein Herz (endgültig) im Glauben Ruhe gefunden
hat, – nein, diejenigen, die (frei und ungezwungen) dem Unglauben in
sich Raum geben, über die kommt Gottes Zorn (w. Zorn von Gott), und sie
haben (dereinst) eine gewaltige Strafe zu erwarten." (Koran, Sure
16, 196 (Paret))
Was wir heute als Islamproblem sehen, ist oft ein Problem
eines politischen Islams und einer Rückkehr zu archaischen Annahmen (Patriarchat
etc.). Hier gilt es, die Religion von politischem Missbrauch zu unterscheiden.
Charakteristisch ist an sich die Vielfalt der Gemeinden, Prediger und
Auffassungen, die mit Toleranz einhergeht. Fundamentalismus, ausschließende
Dogmatik erscheinen nicht authentisch.
Religiöse Toleranz
Es gab eine historische Epoche (etwa 750-1492), in der in Spanien unter
maurischer Herrschaft ein Höchstmaß an Toleranz zwischen
den Religionen Islam, Christentum, Judentum herrscht und Wissenschaften
und Künste gediehen. Eine Philosophie der Vernunft, vielfach
auf Aristoteles zurückgehend, bestimmte den Dialog. Eindrucksvolle
Zeugnisse dieser Zeit sind die philosophischen Werke des
Universalgelehrten Averroes (Ibn
Rushid) (1126-1198), dessen stark
logikbasierte Aristoteles-Kommentare das europäische Mittelalter
und die Scholastik geprägt
haben. Seine Sicht des Koran bezieht die Vernunft ein. Averroes wurde
nach Marokko (Marrakesch) verbannt, wo er starb. Zeugnisse dieser fruchtbaren
Zeit für West-Islam, Christentum und Judentum sind in Córdoba,
Granada, Sevilla zu bestaunen.
Zu
erinnern ist auch an das II. Vatikanische Konzil, das unter Gottes
"Heilswillen" auch die Muslime fasst, die ebenfalls den Schöpfergott
anerkennen wie auch den Glauben Abrahams an den einen barmherzigen
Gott teilen (vgl. Constitutio Dogmatica de Ecclesia (Lumen Gentium),
16). Im Koran heißt
es:
29,46: "Und streitet
mit den Leuten der Schrift nie anders als auf eine möglichst gute Art
(...) - mit Ausnahme deren von ihnen, die Frevler sind! Und sagt: 'Wir
glauben an das, was (als Offenbarung) zu dir hinabgesandt. Unser und
euer Gott ist einer. Ihm sind wir ergeben.'" (dt. von R.
Paret, 2004:280)
Wer islamische Länder bereist,
wird überwältigt sein von der Gastfreundschaft. Er kann sie
als praktisches Beispiel des adab sehen,
einer Form des (ursprünglich höfischen) akzeptierenden, ausgleichenden,
Konflikt vermeidenden Verhaltens, das zu den normativen Idealen
des Islam gehört (vgl. Heine 2001:157f.).
> Sure 24 (Das
Licht) und Sure 93 (Der helle Morgen)
Der Evolutionsgedanke ist
in der islamischen Tradition schon alt. Fabian Köhler fasst diese Tradion
in der taz zusammen,
über "Darwins islamische Vorfahren" hatte er schon in Telepolis berichtet.
"In
dieser Welt der Schöpfungen und Entstehungen bedeutet dieses "Verbunden-Sein",
dass die Dinge auf der letzten Stufe einer Gruppe das Potenzial haben sich
in die Dinge auf der ersten Stufe der nächsten Gruppe hin zu entwickeln.
So breitete sich die Tierwelt aus, die Zahl der Tierarten nahm zu, und
der stufenweise Prozess der Schöpfung führte schließlich zum Menschen,
der zu denken und zu reflektieren vermag. Diese höhere Stufe des Menschen
wurde erreicht aus der Welt der Affen, die zwar Klugheit und Wahrnehmung
haben, aber noch nicht das Vermögen des aktuellen Denkens und Reflektierens
ereicht haben. An diesem Punkt ist die erste Stufe des Menschen erreicht.
Dies ist der letzte Stand unserer Beobachtungen." (Ibn Khaldun, Muqaddimah,
zit. n. Köhler)
Hinweis
Hier sind nur erste
Hinweise möglich;
es gibt ausgezeichnete Arbeiten zum Thema, die gleichwohl eine kritische
Lektüre erfordern; ein ausgewogenes Bild erfordert es, immer auch
muslimische Sichtweisen heranzuziehen. Wichtige islamische Denker der
Neuzeit präsentiert Benzine. Die Arbeiten von Adel Theodore Khoury, bei
dem ich studiert habe, seien besonders empfohlen. Vor allem sollte
man die Koran-Kommentare von Angelika Neuwirth, Berlin, lesen (zwei
Bände sind bisher erschienen).
Zur
Islamfeindlichkeit: Benz 2012.
Zur Entwicklung des politischen Islam unmittelbar
nach Mohammed und hin zur Gegenwart vgl. Khorchide (2020), ein guter
und verständlicher Einstieg in die Problematik.
Literaturauswahl
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der arabischen Vernunft. Berlin: Perlen
Abu l-Faradj Ibn al-Djauzi (2009) Das Buch der
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Frauen – Kitab ahkam al-nisa'. Frankfurt: Suhrkamp [relig. Unterweisung
für die bis dahin ausgeschlossenen Frauen aus dem 12. Jahrh.]
N. H. Abu Zaid (2008) Gottes Menschenwort. Für ein humanistisches
Verständnis des Koran. Freiburg: Herder.
Al-Nawawi
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[Hadithe umfassen die auf Mohammed zurückgehende Lehrtradition des
Islam, hier eine sehr gute Zusammenstellung aus dem 13. Jahrh.]
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den Intellekt: Auszüge aus seinen drei Kommentaren zu Aristoteles'
De Anima. Freiburg: Herder
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Eine andere Geschichte des Islam. Frankfurt: Insel
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Wie die Angst vor den Muslimen unsere Demokratie gefährdet. München:
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T.
Nagel (2008) Allahs Liebling: Ursprung und
Erscheinungsformen des Mohammedglaubens. München:
Oldenbourg
A.
Neuwirth (2010) Der Koran als Text der Spätantike. Ein europäischer
Zugang. Frankfurt: Suhrkamp
*A. Neuwirth (2011)
Der Koran: Bd. 1: Frühmekkanische Suren. Poetische Prophetie.
Handkommentar mit Übersetzung von Angelika Neuwirth. Frankfurt:
Suhrkamp
*A. Neuwirth (2017) Der Koran: Bd.
2/1: Frühmittelmekkanische Suren. Das neue Gottesvolk: ›Biblisierung‹
des altarabischen Weltbildes. Handkommentar mit Übersetzung von Angelika
Neuwirth. Frankfurt: Suhrkamp
[geordnet nach histor. Chronlogie, wie sie Th. Nöldeke herausgearbeitet
hat, fokussiert den spätantiken Hintergrund wie den Sitz im Leben]
A. Neuwirth (2017) Die koranische „Verzauberung der Welt" und
ihre "Entzauberung" in der Geschichte. Freiburg: Herder
*R. Paret (2004⁴) Der Koran. Stuttgart: Kohlhammer
(philologisch starke Übersetzung, dazu
gibt es einen Konkordanzband:]
R. Paret (1980³) Der
Koran. Kommentar und Konkordanz. Stuttgart: Kohlhammer
K.F. Pohlmann (2012) Die Entstehung des Korans. Darmstadt: WBG
M.
Rohe (2011³) Das islamische Recht: Geschichte und
Gegenwart. München:
Beck [Standardwerk]
U.
Rudolph (2009/2) Islamische Philosophie: Von den
Anfängen bis
zur Gegenwart. München: Beck [prägnante Übersicht]
*F. Rückert (2001⁴) Der Koran. Würzburg: Ergon
und (2009) Köln:
Anaconda [preiswert]. [poetisch;
Friedrich Rückert (1788-1866, Poet und Islamwissenschaftler, schuf
eine ästhetisch
sehr ansprechende Übersetzung, die Kermanis
Aussagen zur Schönheit de Textes belegt]
A. Schimmel (1993) Von Ali bis Zahra. Namen und
Namengebung in der islamischen Welt. Köln:
Diederichs
A.
Schimmel (2009a) Nimm eine Rose und nenne sie Lieder: Poesie
der islamischen Völker.
Frankfurt: Insel.
A. Schimmel (2009b) Mystische Dimensionen
des Islam: Die Geschichte des Sufismus. Frankfurt:
Insel
T.G.
Schneiders (Hg.(2010/2) Islamfeindlichkeit: Wenn die Grenzen
der Kritik verschwimmen. Wiesbaden: VS Verlag
*L. Selmani (2017) Sprache und Offenbarung. Zur Rolle des Arabischen
im Islam. In: Alexander Lasch/Wolf-Andreas, Liebert (Hg.): Handbuch Sprache
und Religion. Berlin: de Gruyter, S. 109-153.
L.
Selmani (2018)
Das Dogma der Unübersetzbarkeit des Korans. Eine kritische Rekonstruktion.
In: Zeitschrift für Religionswissenschaft 26/2, S. 283-322.
E. Serauky (1991) Geschichte des Islam.
Entstehung, Entwicklung und Wirkung von den Anfängen
bis zur Mitte des XX. Jahrhunderts. Berlin:
Deutscher Verlag der Wissenschaften
*W. Steul (Hg.) (2017) Koran erklärt.
Berlin: Suhrkamp [verständlich, Reihe aus dem DLF]
B.
Tibi (2008) Die islamische Herausforderung. Religion
und Politik im Europa des 21. Jahrhunderts. Darmstadt:
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
A.
Unger (2007) Von Algebra bis Zucker. Arabische
Wörter
im Deutschen. Stuttgart: Reclam
L. Wick (2009) Islam und Verfassungsstaat.
Würzburg: Ergon
*Der Koran (2016) Seine wichtigsten Botschaften:
Hg. von Angelika Neuwirth, Gelesen von Stefan Kurt, rezitiert von Ali
Taha (3 CDs) Audio-CD – Audiobook
Gut gemachtes Sonderheft des philosophie
magazins (2015) "Der Koran".
[mit vielen bedeutenden Autoren und relevanten
Textauszügen. Sehr gut zum Einstieg]
Islam
im Westen
Website
zum Austausch mit dem Islam Quantara.de
Interviews mit
Experten
Interview
mit dem Theologen und Menschenrechtler Heiner Bielefeldt (2009)
Interview
mit dem Islamwissenschaftler Peter Heine zu "Islam und Gewalt" (2010)
Interview
mit Medienwissenschaftlerin Schiffer über Islamophobie
Interview
mit dem Islamwissenschaftler Thomas Bauer über Ambiguitätstoleranz, Aufklärung,
arab. Frühling, Scharia etc. (FAZ)
"Der Islamwissenschaftler Michael Kiefer hat die WhatsApp-Chats von
salafistischen Jugendlichen ausgewertet, die einen Anschlag planten", Interview
mit Kiefer in der taz
Zum schulischen Islamkundeunterricht
D.
Bartsch (2009) Konzepte und Modelle zur Vermittlung der Lehrinhalte im
deutschsprachigen Islamkunde-Unterricht. Hamburg: Dr. Kovac
R. Ceylan (2009) Islamische Religionspädagogik in Moscheen und Schulen.
Hamburg: Dr. Kovac
I.-C. Mohr/M. Kiefer (Hg.)(2009) Islamunterricht – Islamischer
Religionsunterricht – Islamkunde
Viele Titel – ein Fach? Bielefeld: transcript
B. Ucar/Yasar Sarikaya
(Hg.) (2009) Entwicklung der modernen Islamischen Religionspädagogik in der Türkei
im 20. Jahrhundert. Hamburg: Dr. Kovac
Leben in Deutschland
H. Sezgin (Hg.)(2011) Manifest der
Vielen: Deutschland erfindet sich neu. Berlin: Blumenbar
Kunst
Anneka Lenssen (2018) Modern Art
in the Arab World. New
York: Combined Academic Publishers
Muslimische
Stimmen
Islam.de
Die
Prediger des Islam (Rauf Ceylan)
Infos
Islamkunde NRW (pdf)
Institut
für Arabistik und Islamwissenschaft der Univ. Münster
Religion
des Islam Univ. Münster
Studiengang
Islamische Religionspädagogik Univ. Osnabrück
Zum Projekt Coranica der Berlin-Brandenburgischen
Akademie, aus dem u.a. die Kommentare von Angelika Neuwirth stammen → hier.
Interview
mit Angelika Neuwirth (Islam, IS etc.)
Islam
und Ökologie (Telepolis-Artikel)
Deutsche
Gerichte wenden Scharia an
Entwicklungen
im islamische Familienrecht. JOSEPH CROITORU, FAZ
|
Prophetenhadith: „Meinungsverschiedenheiten
sind eine Gnade für die Gemeinde“ (nach Th. Bauer 2018)
"Als
in Köln am Rhein noch ein anderer Kardinal waltete, in den 1960er
Jahren, stellte er türkischen Arbeitsmigranten die beiden nördlichen
Seitenschiffe des Doms für ihre Gottesdienste zur Verfügung. Damals
gab es nämlich einfach nicht genug Moscheen in Köln. So breiteten
am Ende des Ramadan 1965 Hunderte Muslime ihre Gebetsteppiche im
Kölner Dom aus, um das Ende des Fastenmonats mit einem Gottesdienst
zu feiern. (...) Beide Seiten
sahen diesen Besuch als Akt der Gastfreundschaft, angestoßen durch
die katholischen Liberalisierungen des Zweiten Vatikanischen Konzils
(1962-1965)."
(Chrismon 11.2012, 25)
„Es fehlt eine Vertretung, die den Koran
in seinem historischen Kontext versteht und ihn im 21. Jahrhundert lebendig
macht.“
(Mouhanad Khorchide, Islamwissenschaftler an der Universität Münster)
"Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland.
Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere
christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen
auch zu Deutschland." (der ehemalige Bundespräsident Christian
Wulff, 20. Jahrestag der Einheit, 2010) "Der frühere Bundespräsident
Christian Wulff hat gesagt: Der Islam gehört zu Deutschland. Und das
ist so. Dieser Meinung bin ich auch." (Angela Merkel, Bundeskanzlerin,
2015)
Die Sultan-Ahmed-Moschee
("Blaue Moschee")
(Sultanahmet Cami) in Istanbul wurde
1609-1616 gebaut
unter Sutlan Ahmet I. (Baumeister: Mehmed Aǧa)
und hat 6 Minarette; sie ist eines der
bedeutendsten
Bauwerke des Islam.
Kuppel
Die Süleymaniye Cami in (Istanbul
(unter Sultan Süleyman vom
berühmten Baumeister Sinan 1550-1557 erbaut) gilt als
eines der
schönsten
Bauwerke des Islam
Alcázar von Sevilla (ab 913 unter
Al Rahman II., vom kastilischen König Pedro I. (1334-1369)
als Palast (Mudejarenstil) umgebaut.
Córdoba: Moschee / Mezquita de Córdoba
(785 gebaut von Abd ar-Rahman I.), drittgrößte Moschee der
Welt. 1236, nach der Reconquista, wurde sie christlich geweiht und 1523
eine christliche Kirche in die Säulenreihen hineingemauert (Bild).
Bosporus Dämmerung, Nlick auf Istanbul
Kopfbedeckungen:
Mann und Frau
1 Korinther 11,
3ff. schreibt Paulus: "(3) Doch sollt ihr dies wissen: Das
Haupt jedes Mannes ist Christus; das Haupt der Frau ist ihr Mann;
das Haupt Christi aber ist Gott. (4) Darum schändet
jeder Mann sein Haupt, wenn er beim Beten oder bei der prohetischen
Rede eine Kopfbedeckung trägt. (5) Jede Frau dagegen, die
unverschleierten Hauptes betet oder als Proheptin spricht, schändet
ihr Haupt,
macht seinen Kopf zuschanden. (...) (7) Der Mann aber darf sein Haupt
nicht verhüllen, ist er doch ABBILD und Abglanz GOTTES! Doch die
Frau ist Abglanz des Mannes. (8) Denn nicht stammt der Mann aus der
Frau, sondern die frau aus dem Mann, (9) Der Mann ist ja auch nicht
um der Frau willen geschaffen worden, sondern die frau um des Mannes
willen. (10) Darum muss die Frau einen Kopfschleier tragen, als (schützende)
Macht wegen der Engel."
(dt. Ulrich Wilckens) Griechische Frauen waren, anders als jüdische,
damals unverschleiert; daraus entstand für die Judenchristen
ein Problem, auf das Paulus in dieser Weise mit seiner heute schwer
nachvollziehbaren Argumentation reagierte. Wer heute unreflektiert
die christlich-jüdischen Traditionen, in denen Deutschalnd stehe,
hervorhebt und ihnen genüber den Islam abwertet, sollte sich mit
allen Traditionen und ihrer Geschichte vertraut machen, um zu einem
ausgewogeneren Urteil zu kommen.
Wandel
Vor 50 Jahren trugen auch hier (besonders auf dem
Lande) Frauen Kopftuch, trugen Frauen in der Kirche Kopfbedeckung
(meist Kopftücher),
saßen in der Kirche Männer und Frauen getrennt...
Heute
ist noch immer heftiger Streit um das Kopftuch, weil manche
es als Symbol der Unterdrückung der Frau (so Alice Schwarzer),
manche als Zeichen des Islamismus sehen. Andere sehen darin eine
freie, religiös
begründete
Entscheidung. Einige Länder verbieten Lehrerinnen das Tragen
des Tuchs, während
sie christlichen Nonnen ihren Ornat auch in der Schule gestatten.
In Frankreich sind alle religiösen Symbole in Schulen verboten, in
England sind alle erlaubt. Was ist Freiheit? Kann man gelassen mit
Kopftüchern
umgehen? Braucht man das Kopftuch zur Abgrenzung des eigenen gegenüber
dem Fremden?
Das Bundesverfassungsgericht hat am 13.3. seine
Kopftuchentscheidung von 2003, in der eine verfassungskonforme
gesetzliche Regelung für notwendig gehalten wurde, 2015 nach
NRW-Klagen präzisiert:
Ein pauschales Kopftuchverbot für Lehrerinnen ist verfassungswidrig.
Ein Verbot des Tagens religiöser Symbole, z.B. Kopftuch, ist nur
noch statthaft, wenn das "zu einer hinreichend konkreten Gefährdung
oder Störung des Schulfriedens oder der staatlichen Neutralität führt".
Eine
"abstrakte Gefährdung" reicht nicht aus. Das beinhaltet ein
Neutralitätsgebot des Staates, denn z.B. in NRW waren Kippa und Nonnentracht
in der Schule statthaft, ein Kopftuch aber nicht.
Einen Gesichtsschleier schreibt der Islam nicht
vor. Scheikh Khaled Omran von der Azhar-Universität in Kairo nennt
den Schleier wie z.B. einen Niqab „eine Tradition“, die keineswegs
religiös zu rechtfertigen sei." FAZ
Sure 24, 31 in der Übersetzung von Friedrich Rückert
Eine Falschbeschuldigung (qaḏf) wegen zinā (Unzucht)
wird wird im klassischen islamischen Recht bestraft (vgl.
Sure 24,4). Man braucht nämlich vier Zeugen. Kann man sie nicht beibringen,
beträgt die Strafe klassisch 80 Peitschenschläge oder Strafe im Jenseits.
Durch das Risko für die Beschludiger sollte an sich die Verleumdung
verhindert werden. Öfter aber wird das Opfer zusätzlich bestraft
(Somalia, Pakistan, Emirate). (n. Rohe 2011, Das islamische Recht,
München: Beck, 126) bestraft (vgl. Sure 24,4). Man braucht nämlich
vier Zeugen. Kann man sie nicht beibringen, beträgt die Strafe klassisch
80 Peitschenschläge oder Strafe im Jenseits. Durch das Risko für
die Beschludiger sollte an sich die Verleumdung verhindert werden.
Öfter aber wird das Opfer zusätzlich bestraft (Somalia, Pakistan,
Emirate)( n. Rohe 2011:126).
Hand geben,
besonders als Frau einem Mann, ist unter manchen Gruppen von
Muslimen (wie im orthodoxen Judentum) nicht üblich. Man legt bei der
Begrüßung die Hand aufs Herz. Es geht hier nicht um Islamismus oder
dergleichen. Manche Anhänger einer "Leitkultur" hängen diesen Punkt
unangemessen hoch.
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