▶ Gastarbeiter, "Gastarbeiterdeutsch", "Pidgin" |
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Gastarbeiter gilt heute als nicht korrekte Bezeichnung für
Arbeitsmigranten oder ausländische Arbeitnehmer (das
sind dann Personen ohne deutschen Pass). Wahrscheinlich wurde der Ausdruck Gastarbeiter zur Vermeidung von Fremdarbeiter, dem zuvor üblichen, aber durch die NS-Zeit negativ besetzten Wort gewählt. Zu den Fremdarbeitern gehörten in der NS-Zeit viele Zwangsarbeiter, die aus Zivilpersonen und (völkerrechtlich illegal) Kriegsgefangenen besetzter Länder rekrutiert wurden und in Landwirtschaft, Industrie, Verwaltung die zum Kriegsdienst eingezogenen Männer ersetzten. Da sie "kostengünstig" waren, wurden sie sehr gern angefordert. Zwangsarbeiter wurden häufig unter unmenschlichen Bedingungen in Lagern kaserniert und unzureichend medizinisch versorgt. Erst 2001 wurden ehemalige Zwangsarbeiter durch einen Geldbetrag aus dem Fond „Erinnerung und Zukunft“ entschädigt" - für viele war das eher eine Geste. Der Bestandteil Gast- wurde schon früh als irreführend oder widersprüchlich kritisiert (Gäste arbeiten nicht), galt auch als (schlechte Bedingungen der Arbeit und Unterbringung) verschleiernd. Er fand sich auch in Gastarbeiterliteratur. Darunter verstand man eine durch Arbeitsmigration geprägte, die Erfahrungen der Betroffenen reflektierende, kritische Literatur. Formale Schönheit war in dieser Literatur oft weniger wichtig als die Artikulation einer sozialen Lage und Haltung. Die Texte waren in deutscher Sprache oder einer Migrationssprache abgefasst, manchmal erschienen sie zweisprachig, um die Migranten der ersten Generation zu erreichen. Wichtige Vertreter waren Carmine Gino Chiellino, Fakir Baykurt, Franco Biondi, Aras Ören. Heute spricht man von interkultureller, transkultureller oder multikultureller Literatur. Literaturhinweise: Eine berühmte Rede als Beispiele für eine noch nicht weit
entwickelte Zweitsprachkompetenz, mit der sich der Sprecher nachhaltig
Gehör verschafft hat:
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