▶ Witze
zwischen den Kulturen und Sprachen |
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Der Witz ist eine mündlich erzählte und überlieferte Textform, die hörerbezogen inszeniert wird (mit Intonation, Nancierung etc.) und auf der Basis spezifischer Erwartungen und Wissenshintergründe zu einer überraschenden, Heiterkeit oder Lachen auslösenden Pointe führt. Das Witzerzählen schlägt fehl, wenn die Erwartungen und Hintergründe nicht geteilt oder die Pointe nicht verstanden wird. Über Manches können Manche beim besten Willen nicht lachen. Viele Witze spielen mit Sprache und Logik, Kinder mögen das. Es gibt viele Arten von Witzen. Hier interessieren nur solche, die ethnische Hintergründe haben (der jüdische / jiddische Witz zum Beispiel), die Vorurteile über Regionen bzw. Gruppen (Ostfriesenwitze, Schwabenwitze, Berliner Witze etc.) und Berufe (Medizinerwitze, Juristenwitze) verarbeiten, die auf gleich klingenden Wörtern oder auf Sprachkontrasten beruhen. Viele Witze sind diskriminierend, einige menschenverachtend. Die Beispiel geben ein kleines Spektrum. Nr. 2 ist sicher der bekannteste. Die Witze 3 und 4 verspottet den Berliner Akkudativ bzw. die bairische Artikulation, 5 basiert auf einem Fehler im Präpositionsgebrauch, der im Deutscherwerb problematisch ist: bei bedeutet nicht dasselbe wie an, was in der zweiten Lesart, die das grundierende Wissen beinhaltet, aber vorausgesetzt wird. Nr. 6 ist ein Beispiel der vielen sprachimitierenden Witze (das Netz ist voll davon), hier wird die unterstellte Sprechweise von Jugendlichen nachgemacht. Die Witze 7 und 8 zielen auf die Deutschen, 9 auf die regionale Aussprache. 1o gehört zur reichen Tradition jüdiscer Witze und spricht die Grundlagen menschlicher Verständigung an, wie sie u.a. der bedeutende Sprachphilosoph Paul H. Grice behandelt.
Literaturhinweise:
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1. Eine Mäusemutter geht mit ihren Kindern durch die nächtlichen Straßen der Stadt. Eine Katze nähert sich. Die Mutter macht laut "Wau", die Katze verschwindet. Daraufhin sagt die Mutter zu ihren Kindern: "Jetzt wisst Ihr, wozu eine Fremdsprache gut ist." (Koch et al. 1997:84) 2. In Köln hält ein Autofahrer neben einem Türken.
3. Ein Berliner mit seiner Frau im "Lohengrin". Bei der
berühmten Stelle "Nie sollst du mich befragen..." stößt er seine Frau
an: "Mich is juut!". 4. In Bayern: Das Englisch is a komische Sprache: I hoast Ei, Ei hoast Eck, Eck hoast koaner und koaner hoast nobody! 5. Warum soll die türkische Fußball-Nationalmannschaft bei der nächsten WM nicht mehr mitmachen? Weil sie bei jeder Ecke einen Dönerstand aufmachen. 6. Hänsel und Gretel auf Türkisch 7. Ein Amerikaner kommt in Berlin an und muss zu einem Freund nach Wilmersdorf. Er fährt mit der S-Bahn zur angegebenen Station, steigt aus und fragt einen Berliner "Wie komme ich bitte zur Eisenzahnstrasse?" "Das ist ganz einfach", antwortet der Berliner. "Sie gehen hier drei Strassen geradeaus, dann biegen Sie rechts ab. Nach fünf Strassen biegen Sie nochmals rechts, und gleich danach zweimal links ab. Dort überqueren sie den Bahndamm und biegen nach der vierten Ampel rechts ab. Dann sind Sie schon in der Eisenzahnstrasse." "Vielen, vielen Dank", sagt der Amerikaner. "Nix danke", fährt ihn der Berliner an: "Wiederholen!" (USA) (http://deutschenwitze.at.german.pages.de/ (22.2.08) 8. Ein Franzose, ein Engländer und ein Deutscher
sollten eine wissenschaftliche Arbeit über das Kamel verfassen.
9. "Sanssouci" nannte Friedrich II. bekanntlich sein Schloss
bei Potsdam. Die preußische Aussprache ist ja <sángsusi> mit sehr starker
(eben preußischer) Betonung der ersten Silbe. Voltaire soll den König
nicht wenig irritiert haben durch den Hinweis, dieser Name ('ohne Sorge')
könne genauso gut 'hundert Sorgen' (cent soucis) bedeuten. 10. Gespräch auf dem Bahnsteig.
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