Michael Tomasello |
* 18. Januar 1950 in Bartow, Florida, USA
Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie
in Leipzig, Department of Developmental and Comparative Psychology, Kodirektor
(1999 bis 2018),
now:
Tomasello Lab at Duke University
Biographie
BA 1972 Duke University, Psychologie
Promotion 1980 University of Georgia, Experimentelle Psychologie
1980-1998 Assistant-Associate-Full Professor of Psychology,
Emory University
1982 - 1998 Affiliate Scientist, Psychobiology, Yerkes Primaten-Center
seit 1998 Ko-Direktor am Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie
in Leipzig
Forschungsinteressen
Soziale Kognition, Soziales Lernen, Kommunikation von Kindern
und Menschenaffen, Spracherwerb, kulturelle Evolution
Menschen sprechen, Menschenaffen nicht. Wo liegt der Unterschied?
Chomsky macht dafür die menschliche Fähigkeit, mit Rekursivität (der
Grundriss des Hauses der Schwester der Mutter des Vaters meiner Freundin...) umzugehen,
verantwortlich. Tomasello macht ko-eveolutionäre Prozesse verantwortlich.
Er sieht
"geteilte Intentionalität"
als Grundlage sprachlicher Kooperation.
Sie entwickelt sich aus dem vorsprachlichen Zeigen heraus: Wir fokussieren
einen Gegenstand, von dem wir wissen, dass wir ihn mit anderen Menschen perspektivisch
teilen. Das Kind lernt zu verstehen, was eine andere Person tut und beabsichtigt
und worauf sie orientiert ist; es macht die Erfahrung, dass es seine Ausrichtung
mit Anderen teilen kann und die Aneren mit ihm.
Zeigen setzt voraus, Andere als intentional Handelnde zu begreifen. Affen nutzen
ihre intentionalen Gesten, um Andere zu etwas zu veranlassen; sie haben schon
ein Verständnis individueller Intentionalität. Menschen hingegen
erkennen und nutzen geteilte Intentionalität, die zu gemeinsamer Aufmerksamkeit
und zu gemeinsamen Zielen führt. Sie können helfen und teilen, Informationen
transportieren, an Gefühlen und Einstellungen Anderer partizipieren. Und
sie wissen wechselseitig, dass sie kooperieren. So können sie auch erfolgreich
Schlussfolgerungen machen. Gesten und Sprache des Menschen basieren auf einer
identischen sozialen Infrastruktur geteilter Intentionalität, die auch
einen Rahmen für den Spracherwerb des Kindes bildet.
Bücher
First Verbs (Cambridge University Press, 1992)
Primate Cognition (Oxford University Press, 1997)
The Cultural Origins of Human Cognition (Harvard University Press, 1999) (dt. 2002) Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens. Frankfurt: Suhrkamp
Constructing a Language: A Usage-Based Theory of Language Acquisition (Harvard University Press, 2003)
Origins of Human Communication (MIT Press, 2008) (dt. 2009) Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Frankfurt: Suhrkamp
Why We Cooperate (MIT Press, 2009).