Joseph Harold Greenberg

(1915-2001)

 

 

Schwerpunkte

Afrikanistik, Anthroplogie, Typologie und Universalien menschlicher Sprache, Sprachen Amerikas, Grammatikalisierung, Psycholinguistik, Versprosodi

Greenberg gehört zu den bedeutenden Sprachwissenschaftlern des 20. Jahrhunderts, vor allem seine Beiträge zu Universalien
(vgl. den Text im Reader) haben die Diskussion der Linguistik bestimmt. In den 50er Jahren entstand sein Stanforder
Universalienprojekt, das große Sprachkorpora auf Universalien hin (Phonologie, Morphologie, Syntax) untersuchte. Während
Chomsky Universalien deduktiv-alalytisch postulierte, blieb Greenberg strikt empirisch und korpusorientiert.
Typologisch arbeitete er mit Implikationen: Hat eine Sprache A (z.B. den Dual), hat sie auch B (Plural).
Nachdem er sich 40 Jahre zuvor mit der Klassifikation afrikanischer Sprachen beschäftigt hatte, befasste er sich mit den
Sprachen Amerikas, die er nach umfangreichen Wortschatzstudien in drei große  Gruppen einteilte, die drei Besiedlungswellen
entsprechen sollten. Älteste (und umstrittenste) war die Amerindische Sprachfamilie, es folgte die Na-Dené-Gruppe vor der
Eskimo-Aleutischen Gruppe. Unabhängige Evidenz lieferte die Genetik (Cavalli-Sforza).
Greenberg lieferte auch Klassifikationen für die Indopazifische und für die Eurasische Sprachengruppe (Etruskisch, Indogermanisch,
Uralisch-Jukagirisch, Altaisch, Koreanisch-Japanisch-Ainu, Giljakisch, Tschuktscho-Kamtschadalisch, Eskimo-Aleutisch.

- geboren 1915 in Brooklyn wollte er zunächst klassischer Pianist werden, hatte aber früh Interesse an Sprachen (etwa dem Hebräischen)

- ab 1936 studierte er an der Columbia University mit Franz Boas und an der Northwestern University in Evanston Anthropologie

- 1940 Promotion

- nach Kriegszeit und erster Professur an der Columbia University wurde er 1962 full professor in Stanford, zwischen 1964 und 1981 war er Dekan der
Afrikanischen Studien. Er war Fellow der National Academy of Sciences und 1976 Präsident der Linguistic Society of America.

> Nachruf und Würdigung von William Croft


Ausgewählte Publikationen

Joseph H. Greenberg (1957) Studies in African Linguistic Classification. Albuquerque: University of New Mexico Press.
Joseph H. Greenberg (1963) Essays in Linguistics. Chicago: The University of Chicago Press.
Joseph H. Greenberg (1963) The Languages of Africa. Bloomington: Indiana University Press.
Joseph H. Greenberg (1971) Some Universals of Grammar with Particular Reference to the Order of Meaningful Elements. In: Joseph Greenberg (Hrsg.) Universals of Language,
Cambridge: MIT Press. 73-113.
Joseph H. Greenberg (1974) The Indo-Pacific Hypothesis. CTIL 8.
Joseph H. Greenberg (1987) Language Typology. A Historical and Analytical Overview. The Hague-Paris: Mouton.
*Joseph H. Greenberg (1990) On Langauge. Selected Writings. Stanford: University Press [repräsentative Zusammenstellung]
*Joseph H. Greenberg (1994) Der Sprachstammbaum der Ureinwohner Amerikas. In: Spektrum der Wissenschaft Juli. Wieder in: B. Riese, Berthold (Hg.)(1994) Schrift und Sprache. Heidelberg: Spektrum Verlag, 74-80
Joseph H. Greenberg (2000) Language in the Americas. Stanford: University Press.
Joseph H. Greenberg (2002) Indo-European and Its Closest Relatives: The Eurasiatic Language Family. Volume I: Grammar. Stanford: University Press.
Joseph H. Greenberg (2005) Indo-European and Its Closest Relatives: The Eurasiatic Language Family. Volume II: Lexicon. Stanford: University Press.
Joseph H. Greenberg (2005) Genetic Linguistics: Essays on Theory and Method. Edited by William Croft. Oxford: University Press.