Ludger
Hoffmann, Volha Naumovich, Lirim Selmani (Hrsg.)(2018)
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In
Kürze Wie kann man Sprachen vergleichen? Ihre Unterschiedlichkeit zeigt sich in der Verschiedenheit ihrer Formen, in der Rolle, die lineare Wortfolge und Intonation spielen, in den Wortarten, in Wortbildung und Wortstruktur (Komposition, Derivation, Flexion, Agglutierung, Fusion etc.), im Aufbau von Phrasen und im Zusammenspiel der sprachlichen Mittel. Die zumeist unbefragt eingesetzten Kategorien der europäischen Tradition, etwa die Wortarten oder die Satzglieder bzw. Satzfunktionen sind sprachabhängig und keineswegs universell; ihre Prägung haben sie durch das Griechische und Lateinische erfahren. Man kann auch davon ausgehen, dass es Universalien menschlicher Sprachfähigkeit oder ein Sprachgen gibt, so dass alle Sprachen im Kern auf einer gemeinsamen Grundlage beruhen, dann aber unterschiedlich ausgebaut und entwickelt sind. Ein Sprachgen wurde aber bisher nicht gefunden und Universalien der Form sind umstritten geblieben, will man nicht auf physio-logisch bedingte Merkmale abheben wie den Unterschied zwischen Vokalen und Konsonanten. Man kann nur sagen, dass der Variationsraum, den die Sprachen der Welt mit ihren Formen ausschöpfen, universell ist. Da Formen immer für die Realisierung bestimmten Funktionen im Handeln in der Kooperation, in Konstellationen da sind, könnte man von den Funktionen ausgehen und hier nach Universalien suchen. Funktionen wie Fragen oder Auffordern oder Assertieren, sprachlich Zeigen, Symbolisieren, Lenken, Malen, die Sprachverarbeitung operativ unterstützen gibt es in allen Sprachen, auch wenn sie sprachspezifische Ausprägungen haben und die mentalen Verarbei-tungsweisen unterschiedlich sein können. Funktionale Kriterien eignen sich offenbar sehr gut für den Vergleich von Sprachen. Dies zu prüfen, vorwiegend am Russischen und Deutschen, aber auch am Vergleich von Deutsch und Albanisch, und zugleich den Austausch über Fragen der funktionalen Grammatik voranzu-bringen, haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Dortmund und Hochschulen aus Minsk in Weißrussland am 21. und 22. September 2015 in Dortmund zu der Tagung „Funktionale Grammatik und Sprachvergleich“ getroffen. Die Tagung wurde finanziell unterstützt vom Auswärtigen Amt in Berlin im Rahmen des Programms „Ausbau der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östli-chen Partnerschaft“. Die Technische Universität Dortmund hat die Räume des „Internationalen Begegnungszentrums“ zur Verfügung gestellt. Dafür möchten wir herzlich danken. Inhalt Ludger Hoffmann, Einleitung
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> Forschungsfeld Funktionale Grammatik und Anwendungen