GESPRÄCHE COMPUTERGESTÜTZT TRANSKRIBIEREN 

 

 

> Programme

> Literatur

> Deutsche Transkripte (Bibliographie von Konrad Ehlich) 


Aufnehmen und Transkribieren

Vor dem Transkribieren steht das Aufzeichnen. Häufig sind noch Cassettengeräte im Einsatz (z.B. Sony Walkman Professional, der recht gute Ergebnisse brachte), die derzeit von digitalen Geräten abgelöst werden. Ein digitales Gerät ist z.B. ein MP3-Player (ZOOM H2, Edirol R09, M-Audio Recorder), iPod etc. Man sollte unbedingt darauf achten, dass unkomprimiert aufgenommen werden kann (z.B. wave-Format), nur dann sind auch instrumentalphonetische Analysen (z.B. mit PRAAT, s.u.) möglich. Positive Erfahrungen habe ich mit dem Edirol R 09 gemacht, der gut aufnimmt und einfaches Überspielen auf den Rechner erlaubt. Inzwischen gibt es eine Vielzahl geeigneter und preiswerter Geräte wie Olympus LS-3, ZOOM H2n. Mehr zum Thema auf einer GAIS-Seit und der Seite Audiotranskription (kommerziell).

Einwilligung der Betroffenen einholen (GAIS, IDS Mannheim)

Zum Transkribieren mit Mac ist das freie Programm 33 RPM 1.1.8 nützlich. Ferner gibt es die Programme f4 und f5 (Mac bzw. Windows), sie erlauben zusätzlich direkte Texteingabe, für die ich allerdings EXMARaLDA (Partiturdarstellung) empfehle. Audacity (alle Systeme) ist ein brauchbares, freies Schnitt- und Bearbeitungsprogramm.

Im Bereich der Pragmatik wird zumeist nach den Regeln von HIAT transkribiert. Das Verfahren HIAT ("halb-interpretative-Arbeits-Transkriptionen") wurde von Konrad Ehlich & Jochen Rehbein entwickelt. Es ist hier kurz beschrieben und in:

REDDER, Angelika/ EHLICH, Konrad (Hgg.) 1993: Gesprochene Sprache. Transkripte. Tübingen (Niemeyer).
REDDER, Angelika (Hg.) 1982: Unterrichtsstunden 1. Transkripte. Tübingen (Narr).

Die grundlegenden Aufsätze dazu sind:

EHLICH, Konrad/ REHBEIN, Jochen 1976: Halbinterpretative Arbeitstranskriptionen (HIAT). In: Linguistische Berichte 46/ 1976, 21-41.
EHLICH, Konrad/ REHBEIN, Jochen 1979: Erweiterte halbinterpretative Arbeitstranskriptionen (HIAT 2): Intonation. In: Linguistische
Berichte 59, 51-75.

EHLICH, Konrad / REHBEIN, Jochen (1981a) Zur Notierung nonverbaler Kommunikation für diskurs-analytische Zwecke (Erweiterte halbinterpretative Arbeitstranskriptionen HIAT 2). In: Winkler, P. (Hg.) Methoden der Analyse von Face-to-Face-Situationen, Stuttgart: Metzler, 302-329
EHLICH, Konrad /( REHBEIN, Jochen (1981b) Die Wiedergabe intonatorischer, nonverbaler und aktionaler Phänomene im Verfahren HIAT. In: Lange-Seidl, A. (Hg.) Zeichenkonstitution, Bd. 2 (Akten des 2. Semiotischen Kolloquiums), Berlin: de Gruyter, 174-186

Ein praxisorientiertes Manual für das computergestützte Transkribieren insbes. mit EXMaRaLDA ist:

REHBEIN, Jochen/ SCHMIDT, Thomas u.a. 2004: Handbuch für das computergestützte Transkribieren nach HIAT. Universität Hamburg: SFB 538 Mehrsprachigkeit

Für HIAT eignen sich die Computerprogramme EXMARaLDA (Windows, Apple ab System X) und HIAT-DOS (Windows).

EXMARaLDA ist ein von Thomas Schmidt am Hamburger SFB "Mehrsprachigkeit" entwickeltes, sehr empfehlenswertes Transkriptionsprogramm. Es läuft unter Windows und Mac OS (ab System X) und zeichnet sich durch die Möglichkeiten der Datenbankintegration aus. Diesem Programm gehört die Zukunft, da es auf Unicode und XML basiert. Sie finden das Programm, Hilfs- und Zusatzprogramme sowie Informationen in jeweils aktueller Fassung hier. Das Programm ist kostenlos.

Hier eine Liste von Transkriptionszeichen, wie ich sie in meinen Arbeiten verwende.


Die GAT(1/2)-Konventionen werden derzeit in der deutschsprachigen Konversationsanalyse bevorzugt. Sie sehen eine Zeilen-, keine Partiturschreibweise vor.
Vgl. auch diese Darstellung. Dafür hat der Schöpfer von EXMaRaLDA die ähnliche Software FOLKER entwickelt.

Am Institut für deutsche Sprache in Mannheim wird eine Diskursdatenbank (DIDA) aufgebaut, die spezifischen Transkriptionskonventionen folgt. Das Programm ist nicht zur allgemeinen Verbreitung vorgesehen. Interessant ist die im Netz zugängliche Datenbank Gesprochenes Deutsch/Deutsches Spracharchiv. Hierfür wurde neu das Transkriptionsprogramm FOLKER entwickelt.

Eine bibliographische Sammlung von Transkripten haben Konrad Ehlich (München) und Reinhold Glas (Dortmund) bereit gestellt.

Ein kostenloses Programm für die signalphonetische Analyse unter verschiedenen Betriebssystemen ist PRAAT, mit dem auch die Erst-Transkription (mit folgender Überführung in EXMARALDA) möglich ist. Hier ein Tutorial in GAIS (IDS Mannheim). Eine Anleitung gibt es im Netz. Eine weitere (englisch) kommt aus Lund.
Für PC und Mac gibt es ferner die kostenpflichtigen Programme PCQuirer bzw. MacQuirer.

Für Audioaufnahmen und einige Bearbeitungen ist die kostenlose Software Audacity nützlich. Programme, mit denen Audiodateien abspielbar sind, um sie zu transkribieren, sind Express Scribe (PC/Mac), das verschiedene Audioformate erlaubt und bes. für Diktate etc. gedacht ist.

Im Netz finden sich verschiedene Programme, um Abspielgeschwindigkeit oder Tonhöhe (pitch) zu verändern, z.B. 33rpm (Mac) oder das besonders für Musik ausgelegte Transcribe! für Mac und Windows (beide kostenpflichtig).

 

Programme zur Audio-/Videodatenverarbeitung

ELAN ist ein kostenloses Programm des Max-Planck Instituts für Psycholinguistik, Nijmegen, das für die Bearbeitung und Transkription von Videodaten genutzt werden kann.

Für die Segmentierung und Annotation gibt es das freie Transcriber, das auch Partituren darstellbar machen kann.

Zeichensätze für phonetische Transkiption bekommen Sie im Internet.

Viele weitere Infos auf der GAIS-Seite des Mannheimer IDS

Das "Prosogram" als Notationsform für die Intonation operiert auf PRAAT.



Literatur

Den Gesamtzusammenhang korpusbezogener Sprachverarbeitung (Phonetik, Signalanalyse am Computer, Sprachdatenbanken, Dateiformate, Datenstrukturen, Aufnahmetechnik und -geräte, Annotation) stellt dar:

Chr. Draxler (2008) Korpusbasierte Sprachverarbeitung. Tübingen: Narr

Thomas Schmidt, der Autor von EXMARaLDA, behandelt in seinem Buch die Gesamtproblematik aus Sicht informatisch-texttechnologischer Modelltheorie, im Blick auf verschiedene Transkriptionssysteme:

Th. Schmidt (2005) Computergestützte Transkription. Frankfurt: Lang

Praxisbuch Interview, Transkription & Analyse