Projekte
Die internationale “Research School
Education and Capabilities”
wird gemeinsam von der Universität Bielefeld und der Technischen Universität
Dortmund getragen, die beide einen exzellenten Ruf sowohl in der Forschung als
auch in der Ausbildung von Doktoranden genießen. Insbesondere bieten beide
Standorte und der Kontext der Research School ideale Bedingungen für
interdisziplinäre Forschungsvorhaben. Ziel der Forschungsschule ist es zu
untersuchen welchen Möglichkeiten und Hindernissen sich Kinder, Jugendliche und
junge Erwachsene bei der Entfaltung ihrer sozialen und sprachlichen Kompetenzen
gegenüber sehen und welche Aufgaben Institutionen dabei zu erfüllen haben.
Ausgehend vom Capabilities
Approach, einem Ansatz, der von der Befähigung des Einzelnen ausgeht, werden
relevante Prozesse, Einstellungen/Herangehensweisen und Kompetenzen in
formalen, informellen und nicht-formellen Kontexten des Heranwachsens
analysiert.
Im Kern der empirischen Forschung der Forschungsschule steht eine groß angelegte Langzeitstudie. Dieses Konzept ermöglicht einerseits eine anwendungsbezogene Vermittlung quantitativer und qualitativer Methoden von höchster Qualität. Außerdem profitieren Doktoranden von der Möglichkeit, sich im Rahmen ihrer Promotionsvorhaben aktiv an Datenerhebung und -analyse zu beteiligen.
DFG-Projekt
"Diskursstile als sprachliche Sozialisation" (DASS)
Leitung: Prof. Dr. Uta Quasthoff
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Friederike Kern
Studentische Hilfskräfte: Julia Eussen, Carolin Schraeder, Anika Steffenhagen
In dem DFG-Projekt "Diskursstile als sprachliche
Sozialisation" wird die Erzähl- und Instruktionsfähigkeit
(Spielerklärungen) von Kindern im ersten Schuljahr sowohl hinsichtlich
entwicklungsbedingter übergreifender Strukturerscheinungen als auch - und vor allem
- hinsichtlich der individuellen Ausprägungen stilistischer Merkmale
untersucht. Punktuell soll der Einfluss familiärer und schulischer Interaktion
auf den kindlichen Erwerb spezifischer struktureller und stilistischer
sprachlicher Merkmale mikroanalytisch rekonstruiert werden.
DFG-Projekt "Orale und literale
Diskursfähigkeiten: Erwerbsmechanismen und Ressourcen" (OLDER)
Leitung: Prof. Dr. Uta Quasthoff
MitarbeiterInnen: Sören Ohlhus,
Juliane Stude
Studentische Hilfskräfte: Antje Gooßes, Marco Grube,
Florina Kelling, Ina Kötteritz,
Andreas Patzer, Nadine Schönberger, Yvonne Schneider, Rekha
Thiageswaran
Das OLDER-Projekt untersucht den Erwerb der Fähigkeit, schriftliche Texte zu strukturieren unter dem Gesichtspunkt der Aneignungsverfahren. In diesem Zusammenhang geht es im Rahmen einer longitudinalen Untersuchung explorativ der Frage des Rückgriffs auf mündlich bereits erworbene übersatzmäßige Strukturierungsfähigkeiten für den Aufbau von Schreibkompetenzen nach. Erwartete Ergebnisse bewegen sich zwischen den folgenden Extremen:
1.
Kinder übertragen ihre im Mündlichen vorhandenen
Strukturierungsfähigkeiten in die neue Modalität der Schriftlichkeit, sobald
sie die basalen Techniken des Schreibens in schriftsystematischer und
motorischer Hinsicht beherrschen.
2.
Kinder bauen die übersatzmäßigen Strukturierungsfähigkeiten
in der schriftlichen Modalität neu auf.
Die Variante (1) würde eher für
einen Rückgriff auf die nicht unterrichtlich gesteuerten Unterstützungssysteme
des "natürlichen" Erwerbs sprechen, (2) hingegen eher für einen
Einfluss der expliziten Instruktionen von Unterricht. Aus der
mikrostrukturellen empirischen Rekonstruktion der verschiedenen Varianten
zwischen diesen beiden Extremen sollen genauere Erkenntnisse über das
Zusammenspiel unterschiedlicher Erwerbskontexte gewonnen werden.
Im Einzelnen werden folgende Fragen empirisch bearbeitet:
1.
Setzt sich ein vergleichsweise hoher bzw. niedriger
diskursstruktureller Entwicklungsstand im Mündlichen bei Einschulung in
entsprechend guten bzw. schlechten Strukturierungsleistungen in den
schriftlichen Texten fort?
2.
Führen unterschiedliche Stile des Erzählens oder Erklären,
durch die sich Kinder in ihrem mündlichen Diskursverhalten bei Einschulung
unterscheiden, zu unterschiedlichen Schreibmustern?
3.
Stützen Unterrichtsinteraktionen in ihrer metakognitiven
Orientierung die Nutzung mündlicher Diskursfähigkeiten für den Aufbau
globalstruktureller Kompetenzen im Schriftlichen?
4.
Lässt sich ein Einfluss schriftlicher
Textproduktionserfahrungen auf die mündlichen Diskursstrukturen bei
8-/9-Jährigen im Zusammenhang mit dem erreichten Stand metakognitiver
Bewusstheit ausmachen?
Für weitere Informationen: OLDER-Seite
Schreiben
zwischen Sprachen und Kulturen:
Ressource und Hemmnis der Integration
(LiLaC - Literacy between Languages and Cultures)
Projektleitung: Prof. L.
Hoffmann, Prof. U. Quasthoff & Prof. M. Kastner
Ziele der Untersuchung:
• Rekonstruktion
von Ausgrenzungsprozessen in der Erfahrung von Migrantinnen und Migranten sowie
prekär integrierten Deutschen im interdisziplinären Zugriff
• Analyse
von Zugängen zur Schriftlichkeit
• Konzepte
gegen Desintegration
(Entwicklung spezifischer Angebote / Behördenunterstützung)
Soziologische Befunde ebenso wie die
öffentliche Wahrnehmung lassen die gegenwärtige westlich-zivilisatorische
Gesellschaft zunehmend nicht mehr als einheitliche Sozial- und
Kommunikationsgemeinschaft erscheinen, deren Mitglieder in gleicher Weise an
übergreifenden Diskursen und Themen, an allgemeinen Wert- und
Sinnvorstellungen, an institutionellen Zugängen, am überlieferten
gesellschaftlichen Wissen und an sozialen Mitgliedschaften teilhaben. Dieser
Entwicklung der Herausbildung unterschiedlicher Identitäten entspricht eine
Ausdifferenzierung der verwendeten Sprachen und kommunikativen Stile, in denen
das sozial relevante Wissen vermittelt und gesellschaftliche Erfahrung
manifestiert und weitergegeben wird.
Das Beherrschen von und das Umgehen mit Schriftlichkeit
ist in diesem Zusammenhang ein prototypisches Feld für Probleme der
Identitätsbildung und der gesellschaftlichen Partizipation: Die
Mehrheitsgesellschaft erwartet – insbesondere in allen rechtlich geregelten
Prozessen etwa bei Behörden – schriftsprachliche Kompetenzen in der
Zweitsprache. In institutionelle Prozesse eingebundene Schriftlichkeit ist
demgegenüber ein bei vielen Einwanderern auch im Herkunftsland kaum
ausgebildetes und genutztes Ausdrucksfeld. Der Erwerb differenzierter schriftsprachlicher
Kompetenzen in der Zweitsprache wäre zudem - sehr viel mehr als der alltagsnaher mündlicher Varietäten – auf
Sprachbewusstsein und damit auf formelle Bildung angewiesen. Gerade diese wird
aber dann nicht angestrebt, wenn die Mündlichkeit (auch in der Erstsprache)
kommunikativ dominant bleibt und Vermittlungsprozesse (Translation, Erläuterung
institutioneller Verfahrensweisen und Unterstützung durch Experten der
Community) steuert. Diese Distanz zur Schriftlichkeit verstärkt sich, wenn
gerade auch die Literalität der Mehrheitskultur zu
abgrenzender Identitätsbildung führt. Die mangelnde Erreichbarkeit von
schriftlicher Darstellung und Textverstehen in der Zweitsprache kann dazu
führen, dass sie als Objekt institutioneller Prozesse wahrgenommen werden, in
die allenfalls mit Hilfe Dritter eingegriffen werden kann.
Ein globales Ziel des Projekts liegt
entsprechend darin, Konzepte gesellschaftlichen Zusammenlebens zu begründen,
die über Appelle an Toleranz und gegenseitiges Verständnis hinausgehen, indem
sie auf der Analyse der Ursachen gesellschaftlicher Segregation aufbauen und
diese in institutionelle Maßnahmen umsetzen. Ein wesentlicher Aspekt dieser
Ursachen wird in der Rolle von Literalität und Oralität bei der Bildung von Identität in ausgrenzenden
oder gruppenbildenden Interaktionen und generationstranszendenten
Orientierungen gesehen.
Das Projekt macht im Rahmen linguistischer und psychologischer Methoden die subjektiven
Erfahrungen und Identitäten zum Gegenstand und fokussiert dabei auf die Wahrnehmung
von Schreibkompetenz als Barriere oder Motor der Integration.
Der innovative Charakter des Vorhabens
liegt darin, dass schriftsprachliche Kompetenzen von MigrantInnen
und deutschen Einsprachigen aus bildungsfernen Milieus interdisziplinär untersucht
werden im Zusammenhang mit
Link:
http://home.edo.uni-dortmund.de/~hoffmann/VW_Projekt.html
Bei Rückfragen und
Verbesserungsvorschlägen wenden Sie sich bitte an teamqu@post.uni-dortmund.de
oder klicken Sie auf den untenstehenden Link.
Mail an das Team Quasthoff
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Prof. Dr. Quasthoff