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Kurzporträt
In
Krisenzeiten wie in Zeiten wissenschaftlicher Umwälzungen kommt die
Frage auf, was denn der Mensch eigentlich ist:
- ob er sich durch Geist, Sprache, Kultur oder natürliche Eigenschaften
von seiner Umwelt abhebt
- welche Möglichkeiten er hat, seine Welt zu gestalten
- wie sich die Zukunft des Menschen bestimmen lässt.
Die klassischen Antworten begegnen aktuell ganz neuen Bildern vom Menschen, die
durch die Natur- und Biowissenschaften geprägt sind. Der Mensch erscheint
als Produkt seiner Biologie, sein Handeln wird durch seine Gehirnstruktur bestimmt,
der Spracherwerb folgt einem genetisch verankerten Programm. Die Forschungsgruppe
möchte in der Vermittlung zwischen verschiedenen Disziplinen zu einer neuen
Sichtweise kommen. Sie setzt an bei den wechselseitigen Beziehungen zwischen
Kultur, Sprache und Natur. Sprache und sprachliche Verständigung in ihrer
biologischen und zugleich kulturellen Bedingtheit bilden ein wichtiges Feld der
Untersuchung, ein anderes die Klärung des Verhältnisses von Determiniertheit
und Formbarkeit des Menschen. Nicht minder wichtig ist der Zusammenhang zwischen
Vererbung im biologischen und Tradierung im kulturellen Sinn, der in einem dritten
Projektbereich untersucht wird. Die Verbindung dieser drei Untersuchungsrichtungen
kann einseitige Perspektiven und Deutungsmonopole überwinden und erlaubt
einen neuen Blick auf den Menschen, zu dessen Natur die Kultur gehört, dessen
biologische Entwicklung mit seiner Kultur verschränkt ist und dessen Zukunft
durch biologisches Erbe wie durch kulturelle Überlieferung bestimmt wird.
Zum
1. Januar 2004 richteten die Universität Dortmund und
das Kulturwissenschaftliche Institut Essen gemeinsam eine Interdisziplinäre
Forschungsgruppe ein, die den programmatischen Namen trägt: "Was ist der
Mensch? Kultur - Sprache - Natur."
Ausgangspunkt war, die einflussreichen,
naturwissenschaftlich geprägten Dichotomien, z.B. Vererbung - Umwelt, Gehirn
- Geist und Natur - Kultur zu hinterfragen und die Wechselwirkungen zwischen
biologischer Vererbung, Sprache, individueller Entwicklung, sozialer Interaktion
und kultureller Sinnbildung zu untersuchen. Damit stellt sich die Forschungsgruppe
der besonderen Herausforderung , zu einem differenzierten Menschenbild
beizutragen, welches die begrifflichen und empirischen Zugänge
unterschiedlicher Disziplinen der Kultur- und Naturwissenschaften aufnimmt
und damit der Komplexität in den menschlichen Entwicklungsprozessen gerecht
wird. Diese Ziele werden in einzelnen Projektbereichen und
assoziierten Projekten verfolgt, in denen verschiedene theoretische und empirische
Zugänge integrativ konzipiert
werden. Es sollen neue fachübergreifende Modelle entwickelt werden, die die
Zusammenhänge zwischen Natur und Kultur, insbesondere zwischen Entwicklung,
Sprache und sozialer Interaktion, in unterschiedlichen interdisziplinären
Konstellationen beleuchten.
In die Forschung der Projektbereiche ist ein Promotionskolleg
eingebunden. Doktorand(inn)en haben die
Chance , ihre Promotionsprojekte in einem anregungsreichen Umfeld zu
verfolgen, an aktueller, interdisziplinärer Forschung unmittelbar
teilzuhaben und diese mitzugestalten.
Die Forschungsgruppe beabsichtigt, die Forschungsergebnisse nicht nur in
wissenschaftlichen Konferenzen darzustellen, sondern auch der breiteren
Öffentlichkeit zu vermitteln, um damit einen Beitrag zur
Wissenschaftsdiskussion zu leisten.
Einstiegspräsentation der Forschungsgruppe und
Folien (pdf)
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